Wochenrückblick – PCT Woche 2 – Aller Anfang ist schwer
Leselaunen / Wochenrückblick
Die Aktion „Leselaunen“ ist ein wöchentlicher Bericht und Austausch unter Buchbloggern über das aktuell gelesene Buch, die Lesemotivation und andere Kleinigkeiten im Leben eines Buchbloggers. Der Leselaunen Bericht erscheint wöchentlich am Sonntag um 20:00 und jeder darf jederzeit mitmachen und seinen Link dann bei Trallafittibooks verlinken. Einfach einen Leselaunen-Beitrag schreiben, verlinken, andere Teilnehmer besuchen/kommentieren und genießen!
Da ich unten einige Markennamen erwähne, kennzeichne ich den Beitrag hiermit als Werbung.
Da ich ab Mitte April den Pacific Crest Trail (PCT) wandere (so lange nicht noch irgendwas dazwischen kommt – auf Holz klopf), habe ich mich entschlossen Wöchentlichen Post temporär anzupassen. Es geht hier also in näherer Zukunft kaum oder wenig um Bücher, sondern um Wandern und Reisen. Zudem werde ich mich aufgrund der Zeitverschiebung zu den USA und dem unregelmäßig verfügbaren Internet wohl auch nicht so genau an die Postzeiten halten.
Aktuelles Buch:
Auf dem Weg nach San Diego habe ich die H.O.M.E. Serie begonnen.
Momentane Lesestimmung:
Die Reise geht vor, somit richte ich mich nach zeitlicher Verfügbarkeit.
Zitat der Woche:
»Tod gebiert Tod gebiert Tod. – Pierce Brown – Red Rising
Und sonst so:
Sonntag – Julian 77, Mile 98 – Tag 7 – 21.04.2019
Sonntag bin ich um 5:15 aufgestanden und was um 6:10 fertig für den Trail. Wie ich schon erwähnt hatte sind die Bürgersteige nachts in Julien hochgeklappt. Somit war kein Trailangel zu finden. Ich habe mich dann mit dem “Hiker to Trail” Schild an den Ortsausgang gestellt.
Zunächst hielt sich der Erfolg sehr in Grenzen. Außerdem war es recht kühl und windig.
Dann hat jemand angehalten, um mir zu erklären, dass ich doch in die Kirche gehen muss. Dahin wollte er mich mitnehmen. Zum Trail könne er mich leider nicht bringen. Dann wollte er noch wissen wann ich wieder geboren wurde. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich bisher nur einmal geboren wurde.
Der Zweite der angehalten hat, wollte 30$ haben und hatte mich wohl vorher schon gesehen. Als ich abgelehnt habe, ist er zurück gefahren. Da hat wohl jemand schnelles Geld gewittert.
Nummer drei kam um kurz vor 8 und ist ein deutscher Auswanderer. Der wollte 10$ für die Fahrt. Das ist angemessen. Im Gegensatz zu dem ersten Trailangel (der uns zum Southern Terminus gebracht hat), der von Trump nicht viel hielt, war dieser hier voll auf der Trump Linie.
“Die Demokraten haben alle Medien im Griff und verbreiten nur Fakenews. Obama hat nichts für die USA getan und nur geredet. Der Mueller Bericht hat Trump voll entlastet.”
Das also zum Thema Fakenews…
Aber über Politik und Religion lohnt es nicht zu diskutieren
Heute war es extrem windig. Das war so schlimm, das es mich teilweise fast vom Trail geblasen hat. Dafür war es zumindest nicht zu warm.
Mein linker Fuß ging heute so einigermaßen. Mal schauen wie es morgen ist.
Die Blase am rechten Fuß an der Ferse ist schlimmer geworden, trotz mehrerer Blasenpflaster, die ich über die Zeit verwendet habe.
Zusätzlich habe ich am rechten Fuß jetzt noch Schmerzen an der oberen Kante des Schuhes an der Achillessehne. Das fällt eindeutig in die Kategorie ganz schlecht.
Abends bin ich etwas spät dran und mein Zelt steht auf einer beidseitig leicht schiefen Fläche. Das ist übler als gedacht. Das mache ich nicht nochmal, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
Montag – Mile 98, Warner Springs 109,5 – Tag 8 – 22.04.2019
Ich wache mitten Nebel auf. Das Bild ist ziemlich spektakulär und mystisch. An dem Tag bin ich bereits um 6:30 auf dem Trail. Nach zwei Meilen laufe ich in eine Riesentraube Hiker hinein (in einem großen Campingplatz mit Wasserquelle – Barrel Springs). So viele Hiker habe ich bisher abseits vom Starttag noch nie gesehen.
Wie ich dann feststelle gehen einige den Trail deutlich langsamer an. Einige sind vier Tage vor mir gestartet. Ob das die bessere Strategie ist, sei dahingestellt. Am Ende fehlt einem die Zeit um den Trail zu beenden. Es gibt auch mit Sicherheit Leute, die deutlich schneller sind als ich.
15 Meilen an jedem Tag sind besser, als wenn man alle paar Tage einen Zero braucht. Allerdings ist es relativ müßig darüber zu spekulieren, da ich nicht weiß, ob ich die Probleme nicht hätte, wenn ich „nur“ 15 Meilen pro Tag laufen würde.
Edit 28.08.2020 Da ist ja schon ziemlich viel Selbsterkenntnis drin. 4 Tage eher Starten und dann erst hier sein ist viel zu langsam. 20 Meilen vom Start weg laufen aber auch nicht so schlau. Wenn ich das mit den Socken vorher gewusst hätte, dann wäre das mit den 20 Meilen+ vom Start weg aber wohl möglich gewesen.
Edit Ende
Meine Achillessehne schmerzt nach wie vor. Evtl. ist das nun auch ein Effekt von dem Versuch den anderen Fuß zu entlasten. D.h. ich habe nun offenbar beidseitig Tendinitis – nur an unterschiedlichen Stellen. Also ist Ibu + Kühlen angesagt. Heute bin ich nur 12 Meilen gelaufen.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich morgen einen Zero mache und weiter kühle oder wieder auf den Trail gehe. In Warner Springs ist die Preisleistung deutlich besser als in Julian.
Besser wird’s vom Hiken nicht. Das nervt total, wenn man von der Kondition und Willenskraft locker 20 Meilen macht, aber die Sehnen und Muskel nicht mitspielen.
Das erste paar Socken habe ich jetzt platt nach ca. 110 Meilen + etwas Training vorher zu Hause.
In Warner Springs gibt es das Community Center und die Tankstelle (die Tankstelle ist sehr gut bestückt und hat ein anderes Sortiment als das Center) zum Einkaufen. Zusätzlich war ein recht gut bestückter fahrender Ausstatter vorhanden. Ich habe mir direkt mal neue Socken gekauft. Selbst Schuhe in alle Größen waren vorhanden. Top!
Neben dem Community Center gibt es eine Schule, in der man Mittagessen kann. Zusätzlich zum Campingplatz gibt es Lodges.
Ein Restaurant gibt es auch. Das hat aber Montag und Dienstag zu.
Falls es anhand der Bilder noch nicht klar wird. Die ganze Wüste blüht zur Zeit.
Im Verhältnis zu sonst war die heutige Etappe ziemlich einfach, wenn ich nicht eh schon Fuß Probleme hätte also Easy going.
Die meisten anderen Hiker haben Blasen, aber abseits von Druck- oder Scheuerstellen (zum Beispiel beim Hüftgurt) keine Probleme. Zumindest soweit ich das bisher mitbekommen habe.
In den nächsten Tagen wird es noch mal deutlich heißer lt. Wetterbericht.
Dienstag – Warner Springs – Tag 9 – 23.04.2019
Ich habe morgens lange mit mir gehadert und dann zu einem zweiten Zero entschlossen. Das entspricht zwar meiner ursprünglichen Planung (wobei ich jetzt schon leicht dahinter bin) aber ich wäre lieber weiter gewandert.
Ich weiß aber aus Erfahrung, das Probleme im Bereich der Achillessehne einen ganz schnell außer Gefecht setzen können. Insofern kommt heute die Vernunftvariante zum Einsatz.
Edit 28.08.2020 Auch bei diesem Problem war die Lösung übrigens nicht Pause machen, sondern die Schuhe im Fersenbereich auskleben um weniger Druck auf die Sehne zu erzeugen. Es gibt wohl auch Hiker, die Stücke vom Schuh abschneiden um das Problem zu lösen.
Edit Ende
Eis zum Kühlen und Ibus. Ein wenig stretching und hoffen. Mehr kann ich aktuell nicht machen.
Edit 28.08.2020 Leider falsch, siehe oben
Edit Ende
Irgendwie ist es lustig. Wenn man in einer Stadt ist zieht es einen auf den Trail. Ist man auf dem Trail hätte man gerne die Annehmlichkeiten aus der Stadt.
Morgen geht es definitiv weiter. Ich habe mir gestern Polstermaterial für den rechten Schuh besorgt um den Druck auf die Sehne etwas zu senken. Ob es hilft, wird sich zeigen.
Edit 28.08.2020 Ja, tut es
Edit Ende
Der nächste Abschnitt ist mit 3-4 Tagen etwas länger. Theoretisch kann man auch einen Tag früher in eine Stadt hitchen (per Anhalter fahren).
Ab morgen muss ich dann schauen, ob ich weniger Meilen mache (das würde mich noch weiter zurückwerfen oder das Risiko eingehe weitere Zeros zu benötigen). Welche Anzahl auch immer nötig ist zum Auskurieren.
Spätestens bei Idyllwild muss ich eh fit sein, sonst ist eine Pause angesagt. Der Abschnitt ist zu gefährlich, wenn man nicht fit ist. Von dort wurden in den letzten Tagen diverse Hiker mit Beinbrüchen eingesammelt. Ich weiß allerdings nicht, ob die Microspikes hatten.
Aktuell bin ich nicht so optimistisch für morgen. Der linke Fuß ist nach wie vor geschwollen. Die Schmerzen halten sich in Grenzen. Aber ein Tag Trail sind vermutlich wieder 3 Schritte zurück.
An der Archillessehne ist die Schwellung weitgehend zurück gegangen und ich habe den Schuh so umgebaut, dass weniger Last auf der Sehne liegt.
Hoffentlich reicht das so und führt nicht zu Blasen.
Heute habe ich festgestellt, dass sich die Kantinenzeiten für die Hiker nach den Schulzeiten richten. Wenn also Schüler in der Kantine sind dürfen keine Hiker rein und andersrum. Heute gab es dementsprechend zwischen 3 und 6 Abendessen statt dem Mittagessen, das es am Vortag gab.
Mittwoch – Warner Springs, 126,9 Mikes Place – Tag 10 – 24.04.2019
Aufgrund der hohen prognostizierten Temperaturen bin ich früh aufgestanden um nicht gleich im Backofen zu landen.
Es lief heute deutlich besser als gedacht. Ich bin deutlich langsamer unterwegs gewesen und habe sehr genau drauf geächtet wo ich hintrete.
Abseits von einer Blase hinter dem linken Zeh, die ich schon länger habe ist es heute weder besser noch schlechter geworden. Zumindest habe ich jetzt gerade den Eindruck. Mal sehen wie es morgen früh ist.
Ich weiß nicht wie oft ich heute über denselben Fluss geklettert bin. Mindestens 6x – ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Das ist deswegen spannend, weil man entweder über rutschige Steine, wackelige Bohlen balanciert (dann bleibt man im Optimalfall trocken oder fällt rein und sieht dann aus wie nach einem Schlammbad) oder man läuft gleich durch.
Anbei ein Bild zum Thema Tiere. Ich habe zwar schon diverse gesehen aber die meisten flüchten zu schnell. Somit gibt es von denen i.d.R. keine Fotos. Dabei waren alle möglichen Schmetterlinge, Eichhörnchen, Hasen, Nager, Echsen, Vögel.
Heute bin ich bei Mikes Place gestrandet. Ziemlich seltsamer Ort. Es gibt Wasser, Getränke und irgendwann Essen. Überall steht Müll rum. Es sieht ziemlich chaotisch aus.
Ansonsten war es heute ziemlich warm.
Bei Mikes Place soll auch eine große Klapperschlange gewesen sein, bevor wir eingetroffen sind.
An Mikes Place waren zwei Leute abseits der Hiker. Mike selbst hat nur rumgesesssen und keinen Finger gerührt (wenn er das wirklich war). Ein zweiter hat fleißig alles organisiert. Es gab Softdrinks und später Pizza in normalen und unnormalen Variationen (Erdbeer, Banane und Schokolade).
Donnerstag – 126,9 Mikes Place , 3 Meilen vor dem Paradise Café 148,9 – Tag 11 – 25.04.2019
Aktuell bekommt man nicht mehr jeden Tag eine neue Landschaft geboten.
Dafür fallen einem mehr Details auf. Eine Blume oder ein Kaktus, die man so noch nicht kennt oder die in voller Blüte stehen. Heute war der bisher heißeste Tag (knapp 30° C ohne Schatten bei ca. 1000m Anstieg. Bis ca 16:00 ging es mir gut. Dann kam ein Totaleinbruch. Um die letzten Meter zum Campingplatz musste ich Ringen. Danach war ich komplett Antriebslos. Sogar das Zelt aufbauen und die Luftmatratze aufpumpen war ein Kraftakt.
War die Pizza am Vortag nicht gut? War die Wurst heute Mittag schlecht (danach habe ich ziemlich heftige Blähungen für den Rest des Tages bekommen)? Habe ich es übertrieben? Mal sehen wie es morgen ist. Da gibt es Frühstück im Paradise Valley Café. Wenn es mit dann besser geht evtl. auch Mittagessen.
Ich bin so langsam geneigt die Masterplanung über Bord zu werfen. Ja, vielleicht wird es dann am Ende kein Thru Hike. Es macht aber auch keinen Sinn. Wenn man vorher schon aufgeben muss.
Heute hatte ich die erste bewusste Schlangenbegegnung. Die Schlange lag direkt neben dem Trail und hat mich so spät bemerkt wie ich sie. Geklappert hat sie nicht aber die war auch recht klein. Der Nachwuchs kann noch nicht klappern, ist aber um so gefährlicher, weil das Dosieren des Giftes auch nicht funktioniert.
Freitag – Tag 12 – 148,9 – 162,7 (+4 Meilen extra zum Wasserholen und zum Paradise Café) – 26.04.2019
Heute ging es wieder besser als am Vortag. Das könnte dem sehr guten Frühstück im Paradise Valley Café geschuldet sein. Ich habe gleich mal 4 große Cola geschlürft und hätte problemlos noch ein paar trinken können.
Aufgrund des Zwischenstops im Café und den Zusatzmeilen war die Tagesleistung nicht so toll.
Heute Abend gab es wieder ein Fertiggericht von Knorr. Liebe Leute von Knorr. Das beste was man zu den Gerichten sagen kann ist, dass das Produktbild gut ist und das man sich nicht direkt übergeben muss. Habt ihr den Frass selber mal probiert? Wie wäre es den mit Nudeln mit Bolognesesoße? Irgend etwas das entfernt essbar ist?
Edit 28.08.2020 Die Lösung Freeze Dried Food. Teuer aber essbar.
Edit Ende
Heute hatte ich glaube ich die erste Klapperschlange auf dem Trail. Da man immer die Gegend direkt vor seinen Füßen beobachtet um sich nicht böse Verletzungen einzuhandeln oder gleich abzustürzen ist die gleichzeitige Schlangenüberwachung etwas schwierig.
Die Schlange hat mich also zuerst bemerkt, ein Zischen abgelassen (Klappern war das glaube ich nicht – ich weiß auch nicht, ob das gleichzeitig mit Fortbewegung möglich ist) und sich dann von dannen gemacht.
Heute ging es bis über 7000 Fuß. Morgen auf über 8000, wenn ich dort ankomme. Der Plan ist morgen von der Saddle Junction nach Idyllwild zu kommen. Die Strecke ist aber verdammt lang und steil. Das tolle Powerfrühstück von heute fehlt auch.
Ich schlafe heute im Wald bei einer Wasserquelle. Das ist sehr Laut wegen dem Wind. Ich bin mal gespannt wie lange ich schlafe.
In Idyllwild werde ich wohl anderthalb Zeros einlegen. Ich brauche mal echtes Essen und muss mein Trailfood dringend überdenken.
Samstag 162,7 – 176,4 – 27.04.2019
Der heutige Tag war übel. Allein der Weg von der Wasserquelle (Campplatz vom Vortag) war sehr steil. Das ging dann den ganzen Tag so. Immer hoch und runter.
Nebenbei durfte ich noch über mindestens 50 Bäume klettern, die auf dem Trail lagen.
Zusätzlich ist der Trail hier oben teilweise komplett mit Schnee bedeckt. Teilweise gut 50cm. Das artet ohne Spikes in ziemliches Gerutsche aus (ich habe welche dabei, aber heute noch nicht benutzt).
Insgesamt ging es heute 1500 Meter hoch und 950 runter. Mittags war ich nach einem extremen Anstieg fertig und habe mich dann auch nicht mehr erholt. Diverse andere waren auch fertig, haben mich dann aber später eingeholt.
Edit 28.08.2020 Wenn man das so im Nachhinein liest trifft meine spätere Analyse auf den ganzen Trail zu. So lange ich Townfood Intus habe geht es voran. Sobald ich das nicht habe bricht die Leistung ein.
Edit Ende
So schlecht wie heute ging es mir auf dem Trail noch nie. Hat das was mit der Höhe zu tun oder mit meinen Essensproblemen?
Oder fehlt für einen derartigen Tag die Kondition?
Heute campe ich etwas unfreiwillig auf 8300 Fuß was wieder laut und windig ist und ziemlich kühl.
Bis 7 (zu der Zeit bringt das Hotel die Hiker zum Trail)! werde ich es wohl morgen nicht zum Trailhead schaffen. Ich hoffe, dass ich dann irgendwie zum Hotel komme.
Was Hikerbot (Webseite) als Geschwindigkeit für einen Durchschnittshiker angibt ist übrigens nicht ganz ernst zu nehmen.
Edit 28.08.2020 Zumindest nicht am Anfang vom Trail aber man muss ja auch nicht so viele Townstays mit Zeros machen und ohne die wäre man schon weiter …
Edit Ende
Die Informationen zum Sonntag kommen aufgrund der Zeitverschiebung nächste Woche. Sofern ich Internetzugang habe.
Wie war eure Woche?
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