PUR Das Leben ist eine Reise, kein Ziel [Buch]

PUR Das Leben ist reine Reise, kein Ziel - Kerstin Foell, Robert Stolle

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Kerstin Foell, Robert Stolle

Titel:

  • PUR Das Leben ist eine Reise, kein Ziel (288 Seiten)

Gelesenes Format:

Gebundene Ausgabe

Rezension und Inhalt:

“Doch was passiert, wenn du beschließt, dein Leben radikal zu ändern?” … “Bei dieser Entscheidung helfen keine Ratschläge von Familie oder Freunden. Sie sind in ihren eigenen Konventionen und Wertvorstellungen verhaftet. Kaum einer bricht da aus. Im Gegenteil. Für die meisten ist es eine Bedrohung, zu sehen, dass jemand rauswill.”

Das Mantra des Buches ist mehr Erkenntnisse der Reise aufzuzeigen als die Reise an sich. So viel wird einem direkt am Anfang vom Buch vom Lektor erklärt. Wenn man also ein Reisebuch erwartet, bei dem die Abenteuer im Mittelpunkt stehen ist man bei dem Buch eher falsch aufgehoben. Glücklicherweise bewahrheitet sich das aber nicht vollständig.

Einer der beiden Autoren (Robert) ist krank und ich denke man muss erst selbst mal eine gravierende Krankheit gehabt haben, um nachvollziehen zu können wie sehr das die Perspektive ändert.

Viele Dinge, über die man sich täglich den Kopf zerbricht werden schlagartig vollkommen unwichtig. Man fragt sich plötzlich warum man seine Zeit überhaupt mit so vielen Banalitäten verschwendet und 10 Stunden im Büro sitzt.

“Das Leben ist reicher und lebenswerter als vor der düsteren Diagnose. Bewusstsein für die Begrenztheit der Zeit intensiviert das Erleben.”

Plötzlich lernt man Dinge zu genießen, die sonst selbstverständlich waren. Man braucht sich nicht der Illusion hingeben, dass das ein Dauerzustand ist. Sobald man doch wieder Gesund wird, oder die Krankheit wieder zurück weicht, fällt man nach einer Zeit wieder in seine normalen Muster. Aber manchmal führt eine dearartige Erkenntnis eben auch dazu, dass man sein Leben verändert.

Bei den beiden Autoren wird schnell klar, dass der finanzielle Möglichkeiten haben, die >99% der Bevölkerung nicht haben. Das ist nun nicht gerade das Optimalbeispiel für “wie macht man es im Leben”, da eben nur sehr wenige die gleiche Situation haben.

Mann kann keine neuen Ozeane entdecken, wenn man nicht den Mut hat die Küste aus den Augen zu verlieren.

Abgesehen habe ich bei den Autoren eher den Eindruck von Luxusproblemen. Beiden macht der Job Spaß, Geld ist im Überfluss vorhanden aber irgendwie haben sie beide das Gefühl den Sinn des Lebens noch nicht gefunden zu haben. Zugegeben sind in Deutschland viele Probleme Luxusprobleme. Wir kämpfen bei der Arbeit selten ums Überleben uns müssen uns auch meist keine Sorgen darüber machen, ob wir Lebend von der Arbeit kommen oder Essen auf dem Teller haben.

“Wir haben nur dieses eine Leben. Was, wenn das plötzlich vorbei ist, ohne das wir einen Bruchteil unserer Herzenswünsche in Angriff genommen haben? Es gibt unzählige Geschichten von passionierten Menschen, die viele Jahre ihren Traum vom Segeln, Motorradfahren oder Fahrradtour bis ins kleinste Detail planen und ihn dann nie verwirklichen konnten.”

Das Abenteuer in das sich die beiden dann stürzen hat es aber in sich. Sie kaufen sich ein Segelboot für eine Weltumsegelung. Nicht irgendwelchen Kleinkram, sondern ein Unikat vollgestopft mit Technik und so ziemlich alles was kaputt gehen kann, geht auch kaputt. Ob das neue Leben weniger stressig als der der Berufsalltag ist, wage ich etwas zu bezweifeln.

Aber es gibt auch bessere Zeiten, in denen Sie die Bootsfahrt vollends genießen (meistens irgendwo vor Anker). Aber wenn man Monate Traumstände und Trauminseln besucht erschöpft selbst das irgendwann. Ist das was man anfangs als Paradies empfindet auch nicht mehr toll, wenn man ständig dort ist? Genau diese Erkenntnis machen viele Reisende, wenn sie länger Reisen.

“Glücksexperten raten zu Perioden des Entzugs, um das Bewusstsein für Freuden zu schärfen. Dinge, die rar sind, schätzen wir mehr.”

Die Fotoauswahl gibt nur Meer und Wetter wieder. Wer irgendwelche schönen Traumstrände oder andere Landschaft erwartet, liegt mit diesem Buch definitiv falsch. Wenn man sich das Cover anschaut, dann kann man sich in etwa Vorstellen, was einen auf den Fotos im Buch erwartet.

Ob das Lektorat dem Buch einen gefallen getan hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Der Abenteuerteil hat mir deutlich besser gefallen und der wäre wohl auch deutlich ausführlicher geworden ohne das “strenge” Lektorat.

Nicht selten trafen Robert und ich Aussteiger, die dachten, an ihrer Sehnsuchtsdestination sei alles besser als zu Hause. Weit gefehlt. Auch im Paradies kehr irgendwann der Alltag ein.

Nach etwa der Mitte des Buches geht das Buch vom Reisebericht oder man könnte aus Sagen von Murphys Law zum Erkenntnisteil über. Der erste Teil ist von Robert geschrieben, der zweite von Kerstin.

Im zweiten Teil dreht sich alles um Lebensweisheiten, die die Autoren an den Leser weitergeben möchten. Nimm die Dinge selbst in die Hand, sei deines Glückes Schmied, habe Mut zur Veränderung, Gib deinen Ängsten nicht nach, Now is the time und viele andere. Durchaus aber auch typisches Motivations- und Resilienzcoaching (das machen die Autoren jetzt übrigens auch beruflich).

Das ist eigentlich der Hauptfokus des Buches (zumindest lt. Vorwort – nimmt aber etwas weniger Platz ein und liest sich auch eher wie ein Sachbuch. Wenn man all die Tipps verinnerlicht hat man ggf. wirklich ein glücklicheres Leben. Ganz einfach ist das aber nicht, denn viel hängst mit einem selbst zusammen.

Fazit:

Nachdem ich nun diverse Weltreisebücher gelesen habe, bei denen auch immer mal wieder kurze Schiffsreisen vorkamen, ist der erste Teil dieses Buches eine angenehme Abwechslung, denn in diesem Buch steht die Schiffsreise im Mittelpunkt.

“Wir sollten den Mut haben, bequeme Sicherheiten und überholte Vorstellungen loszulassen und Neues anzupacken. Je mehr Sicherheit wir haben, desto unfreier und unkreativer werden wir. Wirkliches Leben gibt es vielleicht nur auf Messers Schneide.”

Bei den beiden Autoren geht auf der Reise wirklich unglaublich viel schief. Das Schiff ist eine Heimwerkerhochburg. Manche umrunden mit Schiffen gemütlich in zwei Jahren die Welt ohne auch nur Ansatzweise so viel Zeit und Geld in Reparaturen zu stecken.

Der zweite Teil des Buches ist für meinen Geschmack etwas losgelöst vom ersten Teil, denn abseits von einer recht großen Beharrlichkeit erkenne ich nur bedingt, dass die Autoren im ersten Teil all das gelebt haben, was sie im zweiten Teil der Lebensweisheiten vermitteln möchten.

Sie haben Höhen und Tiefen wie jeder Mensch. Ich habe generell den Eindruck, dass Menschen, die besondere Situationen gemeistert haben, pauschal als kompetent für derartige Bücher und Coachings angesehen werden. Weltreisende, Extremsportler und andere. Das hat vermutlich den Reiz, dass diese Menschen ggf. Dinge gemacht haben, die man sich selbst nicht trauen würde.

Allerdings gibt Kerstin im zweiten Teil auch unumwunden zu, dass viele “Erkenntnisse” auch erst nach der Reise bzw. bei der Recherche entstanden sind.

Es gibt einige Gedankenanstöße im Buch, die durchaus lesenswert sind, viele sind für meinen Geschmack aber auch sehr allgemein. Der zweite Teil Buches basiert zu guten Teilen auf Recherche. Einige der Weisheiten haben die Autoren gelebt, andere verknüpfen sie im zweiten Teil mit ihren Erlebnissen (frei nach dem Motto wir hätten so und so reagieren müssen). Bewiesen haben sie zum Beispiel Mut zur Veränderung und zwar besser heute als Morgen und sie haben sich auch eher ungeplant ihren Ängsten gestellt.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Ich bin genau 20 Seiten weit gekommen, dann habe ich recherchiert was ein Boot kostet, dass sich für eine Weltumseglung eignet und wie groß das sein muss. Nachdem ich zuerst auf irgendein günstiges Boot aus Poolen gestoßen bin, kamen dann recht schnell die erwarteten Preisregionen. Nein, dass wird nie meine Reiseart. Viel zu teuer und alleine ziemlich gefährlich und sehr anstrengend.
  • Ein Hostel hätte ich bei den beiden nach der Anfangsbeschreibung nicht erwartet. Allerdings ist es dann direkt danach ein Hotel, vielleicht auch nur ein Vertipper (das vermute ich).
  • Ich bin ja kein Fachmann aber ich hätte mir für eine Weltumsegelung nie ein Boot gekauft, bei dem die Segel hydraulisch gesetzt werden. Handbetrieb mit optionaler elektrischer Unterstützung wäre für mich das Maximum (am liebsten nur Handbetrieb). Und ja, ich habe das geschrieben, bevor alles ausgefallen ist. 😉
  • Irgendwann war doch mal von zwei Generatoren die Rede? Einer fällt aus, und nichts geht mehr. Oder war mit dem zweiten der Hauptmotor mit Lichtmaschine gemeint? Bei so viel Technik ist es recht abenteuerlich nur eine echte Option zu haben.
  • Bei den ganzen Fehlern stellt man sich als Leser mitunter die Frage was die beiden überhaupt mal getestet haben, bevor sie sich darauf verlassen, dass es funktioniert.
  • Die Coast Guard war ja mal richtig hilfreich bei der Ankeraktion. Aber ich hätte auch nichts anderes erwartet. Die Retten einen vom Boot, wenn es drauf ankommt aber mehr ist nicht deren Aufgabe.
  • Wenn man so die Reparatur und Bastelorgie liest, fragt man sich ernsthaft, ob das bei Schiffsreisen normal ist oder die beiden extrem viel Pech hatten.
  • Ein guter Teil der Probleme scheint auch daher zu kommen, dass die beiden von vermeintlichen Experten immer nur veräppelt werden.
  • Ist es nicht etwas scheinheilig, wenn man für eine sehr nachhaltige Lebensweise wirbt, aber vorher 50 Jahre einem anderen Kredo gelebt hat und mit mit einer ziemlich großen Yacht über Jahre um die Welt geschippert ist? Reisen ist selten nachhaltig und für die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht Ansatzweise so denkbar, wie die wenigen Reichen (und da schließe ich mich ein) es praktizieren. Die Natur würde das überhaupt nicht aushalten.

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Leaving the Frame Eine Weltreise ohne Drehbuch [Buch]

Leaving the Frame Eine Weltreise ohne Drehbuch - Maria Ehrlich

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Maria Ehrlich

Titel:

  • Leaving the frame Eine Weltreise ohne Drehbuch (288 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

Denn wenn du das Universum so hartnäckig rufst, dann kommt es. Nur meistens haut es dir beim Landeanflug erst mal ordentlich eins gegen die Melone.

Was ist eine Weltreise? Wie lange dauert die eigentlich? Wieviel Geld braucht man dafür?

Das sind alles Fragen, die sich nicht eindeutig beantworten lassen. Manche reisen 8 Jahre um die Welt, einige ein paar Monate und beide nennen es Weltreise. Aus meiner Sicht entspricht die erste Variante eher einer Weltreise. Zumal man nach einer Weile Reisen am Stück nicht mehr besonders aufnahmefähig ist und Pausen benötigt.

Stimmt. Niemals ist irgendjemand irgendwann ein Risiko eingegangen, ohne vorher Bedenken, Zweifel oder Furcht gehabt zu haben.

Für eine Weltreise gibt es wohl keine richtige Definition. Ich habe einige Bücher gelesen, in denen Leute mit wenig Geld durch wirklich viele Länder gereist sind. Das dauert oft ziemlich lange.

Mir war bewusst, dass dieses Buch wahrscheinlich nicht in die Kategorie fällt und dass die Autorin als erfolgreiche Schauspielerin vermutlich deutlich bessere Voraussetzungen hat als andere Weltreisende. Das betrifft sowohl die Möglichkeit die Reise anschließend zu Geld zu machen, als auch das finanzielle Polster für die Reise.

«Ja«, stimmte Govinda zu, »geht mir auch so. Ich selbst bin auch erst seit fünf Monaten hier und war bis jetzt nicht einmal am Strand!« Oh. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört. »… weil du so viel zu tun hattest?«, mutmaßte ich. «Ganz genau. Ich musste einen Baum pflanzen«, sagte er.

Somit war meine Erwartung an den Reiseteil nicht so wahnsinnig groß. Allerdings hat mich in der Leseprobe der Humor angesprochen.

Die Reise sollte auch nur 4 Monate dauern (es wurden dann 7). Für eine Weltreise ist die Zeit viel zu kurz. Die verhältnismäßig kurze Dauer hat aber auch Vorteile, denn für eine mehrjährige Weltreise ist ein Buch mit 300 Seiten viel zu kurz. Der Fokus liegt in dem Buch auf den Personen entlang des Weges und einigen Erlebnissen.

Einerseits gefällt mir der Schreibstil, andererseits finde ich ihn Anfangs teilweise zu professionell. Es kommt mir dann doch eher wie ein Drehbuch vor. Die Reise ist auch nicht ohne Drehbuch, wie der Titel suggeriert, sondern es sind sogar Interviews und Gesprächspartner vor Ort geplant.

Aber das Heimweh geht wieder weg, das verspreche ich dir. Nur, was nicht wieder weggehen wird, ist das Gefühl, zu Hause zu sein und sich zu fragen, ob man nicht gerade eine Wahnsinnschance verpasst hat, weißt du?«

Bezahlte Interviews sind aus meiner Sicht nicht gerade der Weg um Menschen kennenzulernen. Das geht im Buch auch deutlich daneben.

Glücklicherweise kommen bereits in Afrika einige ungeplante Begegnungen dazu, die auch viel interessanter sind.

Das Buch liest sich eher wie ein Arbeitsurlaub, der ein paar Monate andauert und nicht wie eine Weltreise.

Grob die ersten 35% drehen sich um Afrika. Anschließend kommen ca. 15% Hawaii. Dort passiert aber eher wenig. Dann beginnt die eigentliche Reise in Mexiko, wo die beiden sich einen VW Käfer kaufen und richtig beginnen zu Reisen. Dann folgen ca. 20% Mexiko mit einem Kurztrip nach Belize. Bei rund 70% geht es in die USA und bei knapp 90% nach Neufundland.

Ja, das mit dem Wetter war blöd, und ja, nur drinnen zu sitzen stank zum Himmel, aber am Ende ist es immer deine eigene Einstellung, die deine Welt erschafft, und sobald wir das begriffen hatten, schien die Sonne nur für uns, auch wenn es draußen nass war.

Aus meiner Sicht das interessanteste am Buch ist der Schreibstil. Die Autorin nimmt sich selbst nicht zu ernst und ein paar gute Erkenntnisse findet man auch.

Fazit:

Ich bin bei dem Buch ziemlich zwiegespalten. Der Schreibstil ist toll. Das Buch ist meiner Meinung nach keine Weltreise (stellenweise nimmt es den Charakter an), sondern ein langer Arbeitsurlaub. Was das “vielerwähnte” Projekt sein soll ist mir im ganzen Buch nicht klar geworden (ich vermute schlicht und ergreifend die Reisereportage und das Buch – das ist eher der Ansatz wie minimiere ich den finanziellen Schaden durch eine Weltreise).

Nicht das wir uns falsch verstehen, ich finde es ist eine tolle Leistung einen Buch zu schreiben und einen Film zu drehen. Aber im Buch wird es immer wieder so dargestellt, als wenn das Projekt die Welt verändern würde.

Bei den Reportagen erkenne ich keinen roten Faden außer Menschen in den Mittelpunkt zu rücken.

»Wollt ihr reinspringen?« … »Das ist doch bestimmt voller Krokodile, oder nicht?« … »Ja!«, war die Antwort. Gefolgt von einem Schulterzucken. »Aber ihr seid ja nur einmal hier.«

Das Angebot ein Buch zu schreiben, wäre wohl nicht gekommen, wenn die Autorin nicht vorher schon so bekannt gewesen wäre. Reisebücher gibt es viele und manche Autoren machen viel mehr eine Weltreise, als das bei den beiden Protagonisten hier der Fall ist. Somit ist der Ansatz im Buch wohl kaum auf Menschen übertragbar, die nicht bereits entsprechend vernetzt sind.

Es bleibt der tolle Schreibstil. Das Buch ist recht unterhaltsam geschrieben. Wer gedanklich noch eher bei Urlaub als bei Weltreise ist und eine Überleitung zu einer Langstreckenreise möchte, ist mit dem Buch ganz gut aufgehoben. Wer über eine Weltreiseerfahrung sucht oder über eine durchgängige Reise wie z.B. die Panamericana lesen möchte, ist mir anderen Büchern besser aufgehoben.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Schon krass wie schnell man bei der Einreise / Ausreise suspekt für die Security Leute wird. Bei mir hat ein Backpack zum Hiken gereicht, um in Frankfurt bei der Ausreise einer Kontrolle unterzogen zu werden, die ich so noch nicht hatte (Campingausrüstung für einen Langzeithike ist offenbar sehr suspekt). Die Gleiche Reise mit Standardrucksack und Standardinhalt wäre vollkommen unproblematisch gewesen. Im Buch reicht es schon keine Adresse auf dem Einreiseformular bei der Einreise in die USA anzugeben – was lustig ist, da man sich in der Regel eh nur einen Tag an der Adresse aufhält, wenn man Rundreisen macht und ich vermute auch nicht, dass die Adresse gegen den Buchung geprüft wird.
  • Übernachtung im Tempel und um 4:00 aus dem Bett gebombt werden. Bei mir hätten sie wohl keinen Erfolg gehabt mich aus dem Bett zu bekommen und nach einer Nacht hätte ich woanders gewohnt. 😉
  • Immer wieder interessant, dass Reisende mit besonderen Autos (meist besonders alt) oft besser mit Leuten ins Gespräch kommen und es teilweise einfacher haben.
  • Die Aussage, dass man Yosemite zu Fuß nur über Wanderwege erkunden kann, die von Menschen geflutet sind ist totaler Quatsch und gerade wenn man die Welt entdecken will, ist so eine Aussage schon als ziemlich ignorant einzustufen.
  • Yosemite ist weder überlaufen, noch stressig, wenn man sich mal ein paar Kilometer zu Fuß bewegt ist man weitgehend allein (zumindest im Frühjahr, wenn Yosemite eh am besten ist). Wenn man natürlich nur Spots mit dem Auto anfährt, dann ist Yosemite wirklich nichts für einen Besuch. Dann braucht man sich aber auch nicht wundern. Das ist einer der meistbesuchten Nationalparks der Welt.
  • Die Beschreibung von Vegas ist total daneben. Man kann dort auch ohne Klimaanlage entlang laufen. Wie alt sind die beiden denn? 70?! Ach nein 25 und 30. Ich bin mehrfach den kompletten Strip entlang gelaufen der aber auch nur 15km lang ist (und da hat man dann schon die Außenbereiche abdeckt, die normalerweise eh >95% der Leute nie besuchen). Besondere Kleider braucht man da auch nicht. Ich bin durch Vegas zuletzt mit PCT Wanderklamotten gelaufen. Das interessiert dort niemanden, auch nicht im Kasino, Hauptsache man lässt Geld da.
  • Yellowstone scheint irgendwie immer ein Beispiel für maximale Dummheit von vielen Leuten zu sein. Scheinbar legen es dort jeden Tag welche darauf an zwischen Bison und Auto eingeklemmt zu werden (ich hatte genau die gleichen Erlebnisse, wie sie im Buch beschrieben werden)
  • Die Karten am Broadway in New York sind unbezahlbar? Das entspricht nicht meiner Erfahrung und passt auch nicht so ganz zu der Art wie die beiden sonst gereist sind. So günstig war das oftmals nicht. Da kann man sich auch mal eine Karte am Broadway leisten, die vor den Veranstaltungen auch teilweise deutlich günstiger werden, wenn sie nicht ausgebucht sind.

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Cassardim Jenseits der schwarzen Treppe [Buch]

Cassardim Jenseits der schwarzen Treppe - Julia Dippel

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Julia Dippel

Teile der Serie:

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

Der Kaiser ist besiegt und sein Sohn nach hundertjähriger Haft mindestens verwirrt oder sogar verrückt geworden. Er verleugnet seine eigene Tochter.

Es war eine ziemlich vertrackte Zwickmühle, an deren Ende ich entweder als Flittchen, Marionette oder als Spatzenhirn dastehen würde. Nicht einmal die Wahrheit würde man mir glauben.

Ist er wirklich ein besserer Kaiser als sein Vater oder wird er Cassardim vollständig ins Chaos stürzen?

Amaia ist als Goldene Erbin weiterhin den Intrigen und Ränkespielen ausgesetzt. Jedes Fettnäpfchen kann einen Krieg auslösen und sie kennt die meisten Regeln nicht.

Auch im zweiten Teil hat sie keine Ruhe, ganz im Gegenteil.

Der zweite Teil hat mir genauso gut gefallen wie der erste. Es geht sofort schwungvoll weiter und es gibt auch keine Pausen. Anders als bei anderen Serien fühlt sich der zweite Band keineswegs wie ein Füllband an.

Weniger passives Leiden und mehr Arschtritte! Wo ist dein Biss hin? Vergiss nicht, dass du eine Show abzuliefern hast!

Intrigen, Ränkespiele, Kämpfe. Wem kann man vertrauen und wem nicht? Derartige Machtpoker sind selten so unterhaltsam. Der Schreibstil ist locker und modern. Der Humor kommt auch nicht zu kurz.

Die Welt ist neu und fantasievoll – ich habe selten eine Fantasywelt erlebt, die mir so gut gefallen hat.

Am Ende von Band 2 gibt es einen ordentlichen Cliffhanger.

Fazit:

Teil zwei hat mir genauso gut wie der erste gefallen, aber jetzt bin ich ziemlich neugierig wie es weiter geht.

Bewertung:

5 out of 5 stars 5/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • “Du lässt ihn weiteratmen” ist aber bewusst so schlampig formuliert, dass eine Menge möglich ist.
  • Es ist so schlimm sich mit dem Chaos einzulassen und Kaltair präsentiert seine Ex die dem Chaos verfallen ist als Beweis für was? Das ergibt keinen Sinn. Davon abgesehen ist es natürlich eine Geniale Idee vor “Millionen” – was wohl kaum möglich sein dürfte bei einem Stadion – Zeugen von einer vom Chaos befallenen die Wahrheit zu erfahren.

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Mit wenig Geld um die Welt: Weltreisen mit nur 30 Euro am Tag [Buch]

Mit wenig Geld um die Welt Weltreisen mit nur 30 Euro am Tag - Florian Blümm

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Florian Blümm

Titel:

  • Mit wenig Geld um die Welt Weltreisen mit nur 30 Euro am Tag (229 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

In acht Reisejahren, die ich zuerst allein unterwegs gewesen bin, dann zu zweit mit meiner Freundin, habe ich gerade mal 8212 Euro pro Jahr ausgegeben. Das sind 22,50 Euro pro Tag – darin enthalten alle Flüge, Unterkünfte, Mahlzeiten, Versicherungen und alles, was man sonst so im Alltag braucht.

Der Name ist Programm, in dem Buch geht es nicht um Unterhaltung oder Reiseberichte, sondern um alle Themen, die es bzgl. Reisen oder Weltreisen zu bedenken gibt.

Anfangs gibt es einige Allgemeinplätze zu hören: Senke die Kosten, erhöhe die Einnahmen. Wenig überraschend, dass das hilft schneller an Geld zu kommen, oder?

Anschließend wird das Thema Work & Travel abgehandelt. Das ist für Leser bis maximal 35 relevant.

Dann werden die Tipps aber spezieller: Was ist im Kontext Arbeitslosengeld zu beachten usw.

Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und kannst völlig frei entscheiden, was du heute machen willst. Und am nächsten Tag passiert das Gleiche wieder und danach wieder.

Nützliche Tipps und selbstverständliche Dinge – auf die jeder nach ein paar Sekunden nachdenken selber kommt, wechseln sich ab. Man muss wohl kaum einem Selbstständigen erzählen, dass er seinen Stamm(-kunden) kommunizieren sollte, dass er z.B. ein halbes Jahr weg ist und das die Stammkunden sich dann vielleicht umorientieren.

Weitere Aspekte sind Wohnung, Miete, Alleinreisen, Reisen mit Partner, Günstige Reiseländer, wie lange dauert eine Weltreise, einfache Reiseziele, Highlights, Flugstrategien und Flüge, wie man Kosten spart, Tipps zu Ländern und Regionen (unvollständig), Vorbereitung (Dokumente, Kreditkarten, Wohnsitz, Versicherung usw.).

Ein Flugzeug ist ein magisches Transportmittel, das dich in wenigen Stunden an weit entfernte Orte bringt. Der Service während dieser paar Stunden ist völlig egal. Nach der Landung bekommst du viel mehr Service für das gleiche Geld.

Den Flugteil fand ich nur bedingt hilfreich. Ja, man weiß danach was für Flugtypen es gibt aber wie genau es im Detail funktioniert eher nicht. Bei Roundtrips wird erwähnt, dass man zwischendurch mal nach hause kann . Das ist naheliegend, wenn man zwei mal vom selben Ort startet. Andererseits sind günstige Flüge oft an Fixdaten gebunden. Es wird aber auch erwähnt, dass man sich möglichst wenig binden soll bei einer Weltreise, um Termindruck zu vermeiden.

Wie das zusammen passen soll, ist mir zumindest nicht klar geworden. Zumal man dann sogar an den selben Ort zurück muss. Das heißt man startet in Frankfurt und fährt in ein Land in Asien. Dann bereist man Asien und muss am Ende zurück in das Land, um den Rückflug wahrnehmen zu können.

Deine Verantwortung auf Reisen ist groß, denn deine Kaufkraft ist viel höher als die der lokalen Bevölkerung. Du kommst aus einem der reichsten Länder der Welt. Mit jedem Euro, den du ausgibst, stimmst du ab.

Das dürfte kaum die Einsparungen aufwiegen, die man beim Flug ggf. gemacht hat. Ich habe ja schon einige Reisen gemacht. Aber derart günstige Langstreckenflüge sind mir bisher in den Suchmaschinen noch nicht begegnet. Einige Fluggesellschaften finden sich aber offenbar überhaupt nicht oder nur in speziellen Suchmaschinen.

Auf Dinge wie “du kannst Weiterflugtickets auch mieten” (die werden teilweise für Visa verlangt, muss man allerdings erst mal kommen). Ob man sich dann aber ein Eigentor schießt, sieht man wohl erst in der Praxis. Doof sind die Grenzbeamten sicher nicht. Die Anzahl der Anbieter ist scheinbar überschaubar und somit wäre es wohl ein Leichtes derartige Miettickets zu identifizieren, wenn man vom Ticket Rückschlüsse auf den Anbieter ziehen kann.

Aber eine Weltreise ist kein langer Urlaub. Ja, du siehst viele schöne Orte und hast meist schönes Wetter. Aber immer nur Sehenswürdigkeiten abzuhaken, das wird schnell langweilig. Selbst Cocktails am Strand zu schlürfen ist nur dann erfüllend, wenn danach der Alltag wartet.

Das Buch beschäftigt sich überhaupt nicht mit der Reiseart eigenes Fahrzeug. Das Fahrzeug kann auch als Unterbringung dienen.

Die 30€ sind eher ein Richtwert. Es wird jedem klar sein, dass man das in den USA z.B. vergessen kann, wenn man keine kostenlos Unterkunft hat (z.B. Couchsurfing). Da der Autor aber auch konkret mit Zahlen aus seinen Reisen beleg wie / wo er übernachtet hat, bekommt man ein Gefühl für das benötige Verhältnis.

Fazit:

Aus meiner Sicht ist das Buch hilfreich, wenn man sich mit dem Thema Weltreisen beschäftigt. Es vereinfacht die Suche, gibt einige Anlaufstellen und Tipps, sensibilisiert für Themen, die man nicht auf dem Schirm hatte oder bringt einen auf neue Ideen.

Fällt dir sofort jemand ein, mit dem man Pferde stehlen könnte? Wenn nicht, reise besser allein. Ein Reisepartner ist bei einer normalen Weltreise nicht nötig. … Aber auch Reisepartner haben Vorteile. … Du musst nicht jedes Mal all deine Sachen auf die Toilette mitnehmen, weil dein Partner auf euer Gepäck aufpasst.

Da ich aktuell kurzfristig keine Weltreise plane, werde ich die Links jeweils bei Bedarf prüfen. Von allgemeinen Themen, die sich jedem selbst erschließen bis zu Tipps, die nur erfahrende Reisende kennen, ist alles dabei.

Das Buch basiert auf den Erfahrungen des Autors. Daher kann er nur zu den Ländern etwas schreiben, die er bereits bereist hat. Afrika gehört basierend auf den Karten nur sehr bedingt dazu. Selbst die USA bestehen als teures Reiseland nur aus dem “Südwesten”. D.h. in dem auf die Länder zugeschnittenen Teil schwächelt das Buch meiner Meinung nach deutlich.

Der Unterhaltungswert geht gegen 0, weil das Buch ein Ratgeber ist. Man muss sich für das Thema Reisen / die Welt bereisen interessieren. Das grenzt sich aber ganz klar vom klassischen Urlaub ab. Ein paar Tipps in dem Buch helfen auch bei einer kurzfristigen Reise aber bei einer Weltreise hat man in der Regel viel mehr Zeit aber dafür ein engeres Budget. Somit unterscheiden sich dei beiden Reisearten deutlich.

Umfassend informiert im Kontext Weltreisen habe ich mich nach der Lektüre nicht gefühlt. Man sollte das Buch wohl eher als Ideen und Impulsgeber ansehen.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Manche Tipps finde ich zweifelhaft. In einer Stadt sollte man “erst mal in den Gassen verloren gehen”. Ungeachtet des Landes gibt es in vielen Städten Bereiche, in denen man eher nicht verloren gehen möchte. Einfach unbedarft losziehen kann funktionieren, kann aber auch ins Auge gehen. Nach den Beschreibungen von anderen Weltreisenden sollte man gerade in Städten in manchen Regionen der Welt deutliche Vorsicht an den Tag legen.
  • Wieso soll in den USA nur die Region von Kalifornien bis New Mexiko eine Reise wert sein?!
  • Das man Krankenversicherung in Deutschland bezahlen muss, wenn man nicht mal in Deutschland ist, hätte ich auch nicht vermutet (der Wohnsitz reicht). Wieder was gelernt. Mal wieder sinnlose Bürokratie, die auch noch teuer ist.
  • Eine Haftpflichtversicherung hätte ich im Ausland nicht auf dem Schirm gehabt, aber macht schon Sinn, wenn man mal darüber nachdenkt.
  • Man könnte meinen, dass Weltreisende zwangsweise Alkoholiker sind. Zumindest wird in jedem beschriebenen Land explizit erwähnt wie teuer Alkohol ist bzw. ob er überhaupt zu bekommen ist.

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Die geilste Lücke im Lebenslauf: 6 Jahre Weltreisen [Buch]

Die geilste Lücke im Lebenslauf 6 Jahre Weltreisen - Nick Martin

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Nick Martin

Titel:

  • Die Geilste Lücke im Lebenslauf: 6 Jahre Weltreisen (288 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

Vor einem Tag hatte mich noch der graue Himmel in Deutschland angegammelt, jetzt saß ich hier in kurzer Hose und Hoodie neben diesen krassen Menschen am anderen Ende der Welt.

Das Buch fängt an, wie einige andere Bücher aus dem Reisegenre auch. Scheinbar muss es anfangs immer dramatisch sein. Es müssen offenbar anfangs lebensbedrohliche Situationen geschildert werden. Insofern fühlte ich mich direkt an zwei nach Shanghai erinnert oder auch an Mit 50 Euro um die Welt.

Die Botschaft: Wenn man eine Reise macht, dann kann man was erleben und dramatisch muss es offenbar auch sein, damit das Buch sich auch absetzt.

Es war jedes Mal unglaublich schön, wenn wildfremde Menschen mir anboten, zu teilen. Nicht weil sie es mussten oder sich verpflichtet fühlten, sondern einfach, weil sie es wollten.

Die wenigsten Menschen ziehen dann aber wirklich los. Die meisten trauen sich nicht aus dem normalen Rahmen. Ein Lebenslauf ohne Lücken, eine reguläre Arbeit, vielleicht 30 Tage Urlaub im Jahr, wenn man in Deutschland lebt. Viele mögen nicht mal einen Urlaub, bei dem sie die Welt groß erkunden, sondern fahren an einen Ort, an einen Strand und in ein Hotel, wo sie einfach abschalten können. Sich über nichts Gedanken machen, keine Alltagstätigkeiten.

Das ist ok, jeder ist anders. Nick tickt aber nicht so.

Ich zog mein Handy aus der Tasche, schaltete es ein, und schon pingte Nachricht um Nachricht in meinen Posteingang. Fragen und Anweisungen von Arbeitskollegen, Termine … wie sehr hatte ich das vermisst. Nicht.

Oft setzt sich bei Leuten, die die Welt entdecken irgendwann die Erkenntnis durch, dass der 9-5 Job und 2 Tage frei in der Woche doch nicht alles sein kann. Manchmal kommen unbefriedigende Arbeitssituationen hinzu, die alles andere als motivierend sind. Bei Nick ist das schon ach viereinhalb Jahren im Arbeitsleben der Fall. Er hat sich knapp 10.000€ erspart und will damit die Welt erkunden.

Leider ist es so, dass man in dem Alter eigentlich am besten für derartige Reisen geeignet ist, weil man jung und belastbar ist und das Risikobewusstsein eher gering ist (das ist nicht immer gut aber hilft sicher, um die Welt auf diese Art zu erkunden), man ist offen für Neues und knüpft auch schnell Kontakt zu anderen, die das gleiche machen. In der Regel fehlt aber gerade in dem Alter das Geld.

»Nick, es war schön, dich als den Menschen, der du bist, kennengelernt zu haben. Wenn wir uns wiedersehen, wirst du ein anderer sein.«

Zumal man danach dann auch Schwierigkeiten haben wird wieder einen normalen Job zu bekommen. Also verschieben viele ihre Träume, bis sie irgendwann älter sind und zwar Geld aber nicht mehr die Gesundheit oder die Lust haben.

Die Motivation vom Autor ist die gleiche wie bei vielen anderen, die Lust haben die Welt zu erkunden. Neugierde. Lust auf Neues: Menschen, Kulturen, Landschaften und eben raus aus dem Hamsterrad zu kommen, in dem die meisten 40 oder 45 Jahre ihres Lebens verbringen und anschließend zurück schauen und sich fragen wo ihre Lebenszeit geblieben ist.

Wenn wir uns im Alltag bewegen, gibt es immer diese allgegenwärtige Grundsicherheit. Wir wissen, dass wir das nächste Mittagessen bekommen werden, dass zu Hause das WiFi funktioniert und dass Wasser aus der Leitung kommt, wenn wir den Hahn aufdrehen. Wir haben allein durch unsere Umgebung ein Sicherheitsgefühl, das uns so gut wie nie bewusst ist.

Man muss für diese Art des Reisens eine gewisse Naivität, Menschenkenntnis und auch ein gewisses Vertrauen haben. Es muss sich aber auch klar darüber sein, dass die Bücher von Leuten geschrieben werden, die ihre Reisen überstanden haben. Nicht immer läuft es so und nicht alle sind so erfolgreich. Nicht jeder Weltreise kann erfolgreiche Bücher schreiben.

Die Weltreise von Nick beginnt in Neuseeland und war also solche anfangs nicht geplant. Er begegnet dort mehreren Backpackern und seine Sehnsucht erwacht (DAS kann ich zu 100% nachvollziehen). Selbst danach braucht es dann noch eine Weile, bis er handelt.

Weitere Stationen sind Mexiko, USA, Kanada, Fidschi Inseln, Australien, Thailand, Kambodscha, Vietnam, Kuba, Guatemala, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Philippinen, Indonesien, Myanmar. Er besucht noch viel mehr Orte, aber das sind die im Buch behandelten. Jedes Land bekommt eine mehr oder weniger ausführliche Geschichte. Primär geht es um seine Erlebnisse, oft lustiges oder Kurioses.

Man sollte immer auf sein Herz hören und einfach machen, was es einem rät. Kats Vater hatte ein gutes Leben. … Ein Teil seines Herzens jedoch hatte immer hinaus auf den Ozean gewollt. Viele Jahre hatte er das innere Rufen und Drängen ignoriert – und gerade als er beschlossen hatte, seinem Herzen zu folgen, blieb es stehen.

Eine seiner ersten Stationen ist es Spanisch in Mexiko zu lernen. Reisen ist also nicht nur Erholung. In dem Fall kostest es Geld, es ist kein Urlaub, man lernt aber auch etwas.

Bei seinen Reisen lernt Nick englisch, spanisch, segeln, motorradfahren, tauchen und surfen und wird Rettungsschwimmer. Bei den Jobs ist alles mögliche Dabei. Barkeeper, Restaurantmanager, Koch, Fabrikarbeiter …

Nick ist offensichtlich ein Multitalent, dass auch ein geborener Entertainer ist. Durch seine positive Lebenseinstellung steckt er andere an.

Sehr gut gelöst ist, dass viele Fotos im Buch sind und auch an den Stellen, wo sie passen und nicht am Ende des Buches, wie das sonst schon mal der Fall ist.

Wie viel im Leben kann ich selbst beeinflussen, und wie viel ist einfach Schicksal? Wer entscheidet darüber, welche Menschen ihr bestes Leben leben dürfen und welche sich einfach fügen müssen, ohne je mitbestimmen zu können?

Wenn ich etwas am Buch kritisieren soll, dann am ehesten, dass es sich überwiegend auf besondere Ereignisse bezieht. Mit der Harpune beschossen, ausgeraubt, betrogen, Nahrungsmittelvergiftung usw. – dadurch ist es sehr unterhaltsam. Aber wenn man fast nur von solchen Erlebnissen liest, ist es irgendwann auch genug. Manchmal geht ein wenig unter was das besondere an einem Land ist. Anderseits stellt sich natürlich auch die Frage, ob man das in einem derartigen Buch überhaupt vermitteln kann.

Ich bin mir sicher, dass es aus mehreren Jahren Weltreise noch viel mehr zu erzählen gäbe.

Es hat sich überhaupt nichts geändert. Nur fühlte ich mich trotzdem völlig fremd. Ich erkannte, dass das Problem nicht außerhalb von mir lag, sondern tief in mir drinnen.

Die Botschaft im Buch ist eher, dass man von einer Idee zu einem Lebensmotto kommen kann und daraus sogar ein tragbares Geschäftsmodell werden kann. Nick hat es geschafft. Er hat seinen Traum verwirklicht und lebt jetzt seinen Traum. Auch bei ihm ist nicht alles toll. Nur reisen, wäre wohl Kaum genug. Aber er trifft auch jemanden, der seine Leidenschaft teilt.

Fazit:

Ich erinnerte mich wieder daran, dass sich im Leben nur etwas änderte, wenn man selbst die Verantwortung übernahm.

Neue Erkenntnisse gab es für mich anfangs wenig: Das Mantra, dass die armen Menschen oft die herzlichsten sind, findet man in fast jedem Buch dieser Art. Später kommt aber einiges dazu.

Der Autor lässt aber tief in seine Gefühlswelt blicken. Das ist wahrlich nicht bei jedem Reisebuch der Fall. Viele wollen möglichst tough rüber kommen, Nick hat überhaupt kein Problem damit auch peinliche Elemente zu beschreiben. Das wirkt absolut ungeschönt. Ich hatte zwar des Öfteren den Eindruck, dass er seine Erlebnisse ausschmückt aber oft gibt es auch das passende Foto dazu.

Er stand morgens in aller Frühe auf, fuhr zwei Stunden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Praxis, arbeitete dann für zwölf Stunden, um dann wieder zwei Stunden nach Hause zu fahren. Und das alles für gerade mal 300 Dollar im Monat. Als Zahnarzt.

Der Schreibstil ist sehr locker und authentisch. Das Buch liest sich wirklich gut. Das liegt auch daran, dass der Autor ein Talent zum Entertainer hat.

Interessant ist das Thema Travel Depression behandelt wird (übrigens auch das Gegenteil davon – die vollständige Übersättigung) und auch, dass sich die meisten Menschen für derartige Reiseerlebnisse wenig bis überhaupt nicht interessieren (das kann sich so bestätigen, siehe auch Spoiler).

Eine wichtigste Erkenntnis ist aus meiner Sicht: Lebe deine Träume heute, wer weiß, ob du es morgen noch kannst (ok, das ist nicht wirklich neu, sollte man sich aber immer wieder klar machen – die meisten Menschen realisieren das leider erst, wenn es zu spät ist).

Ich wusste, was mich zu Hause erwartete. Niemand würde Loopings schlagen, weil ich eineinhalb Jahre gereist war. Keiner meiner Freunde würde jedes Detail meiner Abenteuer erfahren wollen. Jeder lebte sein eigenes Leben, und das Reisen tat ich für mich.

Die zweite Erkenntnis ist: Nur du selbst kannst etwas ändern. Mach es, wenn du es willst. Beides nicht bahnbrechend aber man muss es eben auch machen. Nick hat es gemacht.

Eine kleine Randnotiz: Für die paar Seiten ist das Buch auch als Kindle Ausgabe mächtig teuer. Trotzdem ist es meiner Meinung nach den Preis wert. Aber das Buch ist kein Guide für “wie werde ich selbst zum Weltreisenden oder was muss ich beachten”. Das Buch ist ein reines Unterhaltungsbuch mit einigen Denkanstößen.

Bewertung:

4.5 out of 5 stars 4,5/5

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Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Was sich bei dieser Art Büchern und bei dieser Art zu Reisen immer wieder zeigt. Man braucht eine gewisse Grundgelassenheit. Vieles lässt sich nicht planen und man hat auch nicht die Zeit dafür. Wenn man alles planen und Berücksichtigen will, kann man so eine Aktion nicht durchziehen. Das beste Beispiel ist schon der Beginn: Ich habe mir ein Auto gemietet und hatte keine Ahnung von Neuseeland. Einfach ab dafür …
  • Der Autor hat vor seiner Reise immerhin einige tausend € gesammelt, auch wenn er recht naiv bzgl. seiner Ausgaben war schon deutlich besser als bei manch anderem, uns sich direkt darauf verlässt, sich irgendwie durch zu schnorren. Ich kann zwar verstehen, wenn man das Hamsterrad nicht mag aber nicht, wenn man sich von Leuten, die im Hamsterrad sind durchfüttern lässt. Der Couchsurfing Ansatz lebt ja eigentlich davon, dass man nimmt und gibt, insofern wundert mich, dass man das Jahre lang machen kann, ohne zu geben.
  • Die Aktion mit den Skorpionen ist der Hammer. 🙂
  • Einmal blau von der mexikanischen Grenze nach San Diego und wieder zurück. Ich glaube das würde ich in den USA auch eher lassen. Gibt’s dafür schon Knast, wenn man erwischt wird?
  • Die Betrugsmasche ist wirklich lahm, da hätte man schon viel eher drauf kommen können aber andersrum ist man dann auch vielleicht nicht naiv und offen genug andere Sachen zu probieren.
  • Das Desinteresse an der Reiselust bei anderen Menschen kommt mir bekannt vor. Es gab zwar einige Menschen, die an meinem Pacific Crest Trail Hike interessiert waren, aber die Anzahl war sehr überschaubar. Viele fragen einfach kurz nach, weil sich das ja so gehört, haben aber nicht das geringste Interesse. Das hätte ich so nie erwartet. Das ist aber offenbar vollkommen normal. Für alle anderen dreht sich die Welt weiter, sie haben ihre individuellen Probleme und nichts davon hat mit den eigenen Reiseerfahrungen zu tun. Selbst die Menschen, die sich dafür interessieren, haben nach maximal einer Stunde alles aufgenommen was sie wissen wollen (vermutlich schon mehr als sie wissen wollten). Abseits der Leute, die sich dafür interessieren, gibt es dann auch noch recht viele, bei denen hört sich “Sie waren doch ein halbes Jahr wandern, oder?” ungefähr so an, als wenn man beschlossen hätte neuerdings unter der Autobahnbrücke einzuziehen oder Teufelsanbetungen macht. Schon interessant wie sehr die meisten Menschen in ihrem Hamsterrad gefangen sind und nicht mal abseits davon denken können oder wollen.
  • Oh Mann: Auf dem Dach vom Bus mit 60 Sachen und einpennen? 😉 Mal davon ab stelle ich mir gerade das Gesicht eines deutschen Busfahrers vor, wenn man ihn fragt, ob man auf dem Dach mitfahren kann, weil einem zu warm ist. Ob da nun ein paar Halteseile drauf sind oder nicht. Geschenkt.
  • Die Erkenntnis, das nur Reisen nicht glücklich macht, habe ich nun auch schon mehrfach gelesen. Der Mensch ist wohl weder für nur Arbeiten, noch für nur Reisen gemacht.
  • Ich glaube das ist das erste Weltreisebuch, in dem ich nichts von Visa, Einreiseformalitäten usw. gelesen habe. Man könnte meinen die ganze Welt steht einem offen und es gibt keine Behörden. 😉
  • Der Epilog ist klasse. Ganz so simpel ist es wohl nicht, aber es hört sich wirklich gut an.
  • Tja, und auch beim Weltreisen kommt es offenbar fast nur auf das Netzwerk an. Ich hätte nicht gedacht, dass man es nach ein paar Jahren schafft sich ein Netzwerk aufzubauen, bei dem man sich sogar zufällig irgendwo über den Weg läuft. Aber wahrscheinlich ist die Anzahl der Leute, die über Jahre um die Welt reist doch sehr überschaubar. So trifft man sogar dieselben Leute öfter.
  • Einerseits ist das Buch unheimlich positiv und schreit aus jeder Pore – wage es, schmeiß dein bisheriges Leben hin, wenn du willst. Irgendwie geht es. Andererseits muss man auch sagen. Das ist genauso, als wenn man den Leuten zuruft: Werde Schauspieler, Musiker, Model. Nur sehr wenige sind so erfolgreich. Wenn ich mir Nicks Stationen anschaue, dann ist unter den Weltreisenden sicherlich herausragend erfolgreich. Es gibt mittlerweile einige Leute, die sowas machen und die wenigsten werden so erfolgreich, dass sie davon leben können. Das soll niemanden abhalten aber nur weil es für Nick derart erfolgreich ist, muss es für andere nicht ansatzweise so gut laufen. Klar, jetzt kann man sagen: Negative Sichtweise, no risk no fun.
    Der Autor hat eine wirklich positive Lebenseinstellung, wenn man aus dem Buch was mitnehmen kann, dann wohl das. Wenn er in Vegas auf dem Strip tanzt oder in Vegas im Hotelzimmer strippt. Egal was er macht. Er sieht alles als Erfolg, auch wenn es nur ein paar Dollar bringt.

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