Quit like a Millionaire [Buch]
Mehrfach gelesen:
Nein
Autor(in):
Titel:
- Quit Like a Millionaire – No Gimmicks, Luch or Trust Fund Required (322 Seiten)
Gelesenes Format:
eBook
Rezension und Inhalt:
Education also helps you become more curious and self-sufficient and teaches you how to trade short-term pain for long-term gain. People who drop out of high school die, on average, a decade earlier than their peers who have a bachelor’s degree.
In dem Buch erzählt Kristy ihre Geschichte. Laut eigenen Aussagen ist sie in ärmsten Verhältnissen aufgewachsen und mit 31 hat sie eine Million auf dem Konto und braucht nicht mehr arbeiten. Das erstaunliche dabei? Sie hat kein Unternehmen gegründet, reiche Eltern (ganz im Gegenteil) oder Lotto gespielt, sie hat es mit einer normalen Arbeit als Angestellte aber einen überdurchschnittlichen Gehalt geschafft.
Es geht um den Fire Gedanken – Financial Independence Retire Early – und das ist offenbar wörtlich gemeint. Mit 31 in “Rente” gehen und zwar selbst erarbeitet hört sich reichlich verlockend an, oder?
Turns out, if people were given a high chance (like 100 percent) of winning, when they did, an fMRI showed no additional activity in the nucleus accumbens’s dopaminergic receptors. Conversely, if they had a low chance of winning (like 25 percent) and they did, the fMRI showed a spike of activity in those same dopaminergic receptors.
Nicht um am Strand zu liegen und Cocktails zu schlürfen – dass dürfte sehr schnell seinen Reiz verlieren aber man kann sein Leben frei von finanziellen Zwängen gestalten und einfach das machen was man möchte. Wolltet ihr schon immer ein Buch schreiben? Das fällt wohl einfacher, wenn man nicht davon leben muss.
Das Buch gibt einem von Anfang an mit “ihr könnt das schaffen, aber die meisten werden es nicht schaffen”. Da die Autorin studiert hat und es bis in den High Tech Sektor von Kanada geschafft hat, ist die erste Voraussetzung ein IQ, den nicht jeder mitbringt.
Sie selbst behauptet zwar nicht überdurchschnittlich gut in der Schule gewesen zu sein aber sie ist immerhin in ein Land mit anderer Sprache und Kultur ausgewandert und hat dort an einer Eliteuni studiert, so ganz übel kann sie also nicht gewesen sein. Was sie aber wirklich auszeichnet ist der unbedingte Wille zur Sparsamkeit und ihre Zielstrebigkeit. Sie hat mit ihrem Mann für 40.000$ pro Jahr in Toronto gelebt (nur zum Verhältnis – der Wechselkurs liegt in der Regel bei grob 1:2, also 2 kanadische Dollar entsprechen grob einem €). Das würde bei uns ca. 20.000-25.000€ (etwas mehr) für einen zwei Personenhaushalt entsprechen – in einer Großstadt.
Possessions give you an initial burst of dopamine that fades as your nucleus accumbens acclimatizes, causing you to continuously chase that high. People who spend on experiences get way more bang for their buck.
Gleichzeitig lag das kombinierte Einstiegsgehalt bei 125.000$ nach Steuern.
Selbst unter identischen Bedingungen hat nicht nur ihr Wille und Zielstrebigkeit diesen Weg eröffnet, sondern auch Glück (auch wenn sie das Gegenteil behauptet). Beispiel: Dass sie aus China nach Kanada gekommen ist, war keineswegs ihre Leistung, sondern die ihres Vaters, der in Kanada seine Promotion gemacht hat.
Das wäre wohl auch nicht ohne eine Förderung möglich gewesen, wenn die Familie so arm war. Das heißt realistisch betrachtet reden wir hier keineswegs von einem Aufstieg aus der Unterklasse zur Oberklasse, sondern mehr oder weniger von einem Akademikerhaushalt zu einem Unistudium. Das soll keineswegs die Leistung schmälern aber die Arbeiterfamilie in China zu Top Verdiener Story stimmt nur bedingt. Damit will ich ihre Leistung keineswegs schmälern, nur etwas relativieren.
Possessions give you an initial burst of dopamine that fades as your nucleus accumbens acclimatizes, causing you to continuously chase that high. People who spend on experiences get way more bang for their buck.
Der wirklich relevante Wechsel war der von China nach Kanada. Kanada hat auch vergleichsweise gute Sozialstandards (zumindest im Vergleich zu den USA).
Mit dieser Kritik bin ich aber lt. dem Vorwort schon nein Sager. Lt. dem Kredo muss man an sich glauben und es machen und jeder kann es. Es werden aber viele nie die Ziele erreichen, die das Buch vorschlägt. Das erkennt man auch weiter hinten im Buch. Selbst mit hohem Sparanteil wird es mit einem kleinen Gehalt ungleich schwieriger die Ziele zeitnah zu erreichen. Es geht, aber halt viel langsamer.
Despite having been a loyal employee for six years and getting promoted twice, I had to submit weekly reports with detailed examples to prove why I shouldn’t immediately be fired, too.
Das Buch huldigt einerseits dem finanziellen Besitz als Möglichkeit all die Dinge zu machen, die man machen möchte und unabhängig zu sein aber eben nur als Mittel zum Zweck und nicht um sich darüber Befriedigung zu verschaffen.
Dabei soll das Buch ein universeller Ratgeber sein, wie man möglichst schnell Geld macht. Als Leser bekommt man im Vorwort das Gefühl vermittelt, dass man quasi mit dem Buch übereinstimmen muss, was man sonst einen eher kleinen Horizont hat. Klugscheißermodus an. 😉
I remembered a story I’d once read in the newspaper about a man who worked hard for decades so that he would be able to retire at sixty-five and travel the world … he was scared he didn’t have enough money, so he kept working “just one more year”—year after year. Then his heart gave out, he died at his desk …
Es gibt eine ganze Reihe Wahrheiten und Botschaften im Buch auf die man zumindest teilweise vermutlich selbst schon gekommen ist, wenn man halbwegs erfolgreich in Bezug auf Geld und Karriere ist. Am Empfehlenswertesten ist es das Buch mit 20 oder noch besser mit 15 Jahren zu lesen.
Ich habe aber Zweifel, dass man in dem Alter die Inhalte wirklich hören will und aufnimmt. Es könnte stellenweise ziemlich desillusionierend wirken. Beispielsweise wird einem im Buch geraten die Karriere nicht primär nach den eigenen Vorlieben, sondern nach dem zu erwartenden Einkommen auszurichten und den Ausbildungskosten zu wählen (das schließt die Studienrichtung ein).
Es ist aber meiner Meinung nach keine gute Idee, wenn man z.B. Arzt ausschließlich deswegen wird, weil man damit viel Geld verdienen kann. Anderseits sollte man aber auch nicht auf eine Karriere abzielen, wo man nachher vollkommen unterbezahlt oder joblos ist.
Money is worth bleeding for, but it’s not worth dying for.
Einige Regeln oder Erkenntnisse sind offensichtlich (oder sollten es für jeden sein). Es ist z.B. grundsätzlich schlecht Kredite zu haben, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, weil man damit zusätzlich Geld ausgibt für einen vorgezogenen Nutzen, dafür aber zusätzlich in Form von Zinsen blutet.
Neben dem Grundregelwerk wird aber auch ganz konkret auf Zahlen und unterschiedliche Investmentvarianten (Index, Aktien, Fonds, ETFs, Bonds – also Anleihen – usw. eingegangen).
Das Buch ist manchmal speziell aus US oder kanadischer Perspektive geschrieben und stellt dies als allgemeingültig für den Rest der Welt dar oder ignoriert, dass es einen Rest der Welt gibt (Beispiele: Studienkredite und Rückzahloptionen / Altersvorsorgekonten und legale Steuervermeidung / Krankenversicherung). Auf diese Art bekommt der Leser aber auch einen tiefen Einblick in das US und kanadische System.
I mean, you could keep working if you wanted to, but if your boss told you to work sixteen-hour days and never see your family again? You’d tell him to kindly F off! And if he fired you? You’d get a nice juicy severance package, add it to your pile of money, and ride off into the sunset, cackling like a maniac.
Man lernt aber auch, dass Kapitalerträge in den USA / Kanada viel geringer besteuert werden als in Deutschland. Welcome so capital paradise.
Auch Themen wie Glück werden im Buch behandelt. Man z.B. kann Dinge kaufen die glücklich machen – das 10 Paar Schuhe, die 10 Handtasche. Dieses Glück ist aber sehr kurzfristig und nur begrenzt wiederholbar. In die Falle tappen viele Menschen besonders aus ärmeren Verhältnissen (Kristy hat extrem schnell die Kurve bekommen, sich allerdings auch ziemlich gute Objekte zum Abgewöhnen rausgepickt – wer braucht 10 Handtaschen für 500$ pro Stück?) und es ist auch noch gut für die Wirtschaft. Aber macht das dauerhaft glücklich, oder ist das nur das Hamsterrad? Es wird wohl jeder bestätigen können, dass Shoppinglück nur sehr begrenzt vorhält.
There will always be worries when you go against the norm. But just like the perceived danger during a turbulent plane ride, they’re mostly in your head.
Die Autorin labert nicht einfach nur rum, sondern bezieht sich auch immer wieder auf diverse Quellen und untermauert ihre Thesen und Erfahrungen. Das ist überwiegend unterhaltsam. Die Erklärungen zum Glück und wie das Gehirn diesbezüglich funktioniert sind die besten, die ich bisher gelesen habe und verdeutlichen recht gut, warum alles irgendwann langweilig wird, wenn es zu sehr normal und ohne Überraschungen abläuft.
Bisher habe ich über Geld und Glück geschrieben, die Autorin beschäftigt sich aber auch mit der Zeit nach dem “Frührente”. Was macht man, wenn man es geschafft hat. Eine Möglichkeit ist Reisen. Auch auf das wie wird kurz eingegangen aber dafür gibt es spezifischere Bücher. Wie gehe ich mit finanzieller Unabhängigkeit mit meinen Fähigkeiten und Interessen um? Geld verdienen braucht man ja nun nicht mehr zwingend. Also kann man sich probieren.
Auch der Vorruhestand mit Kids sind ein Thema. Es gibt auch genügend Leute, die den Ausstieg mit Kindern gemacht und geschafft haben.
Fazit:
The year before I retired, I took two pictures on my phone. For the entire year. That’s all the memories that were worth keeping. The year after I retired, my phone ran out of memory from all the photos.
Das einzige was mir am Buch wenig gefallen hat, war das Vorwort. Ich habe bei allen Aussteiger und Reisebüchern bisher kein Buch gelesen, dass so fundiert ist. Vielleicht mag es an meinem Informatikhintergrund liegen aber ich brauche Zahlen in solchen Büchern. Die liefert das Buch auf recht unterhaltsame Weise.
Dazu kommt, dass neben dem Zahlenmaterial eine ganze Menge zum drüber nachdenken vorhanden ist und man einiges lernen oder zumindest hinterfragen kann. Im Gegensatz zu anderen Erfolgsberichten ist in diesem Buch keine Magie im Spiel. Man muss sich nicht selbstständig machen oder ein guter Investor an der Börse sein.
Meine einzige Kritik aus der Sicht von deutschen Lesern ist, dass viele Hintergründe nicht auf Deutschland passen. Das sind z.B. Themen wie Steuern / Krankenversicherung usw. die für für die USA ausgelegt sind, aber nicht für Deutschland anwendbar sind. Selbst die angegebenen ETFs sind nur bei speziellen Banken erhältlich, da sie teilweise nur an US Börsen gehandelt werden. Das vermindert den Wert zwar aus deutscher Sicht ein wenig, aber die Grundansätze bleiben auch bei uns gleich.
Trotzdem kann man abseits dieser Punkte sehr viel mitnehmen. Ich wüsste nicht, dass ich ein eher sachlich aufgebautes Buch jemals so unterhaltsam gefunden habe.
Das ist eines der Bücher, dass umso mehr bringt, desto jünger man ist. Wenn man sich wesentlich jenseits der 40 befindet, dann ist es für die meisten Themen im Buch eh zu spät. Entweder man hat bereits danach gehandelt oder eben nicht.
Falls jemand das Thema interessiert, ohne das Buch zu kaufen zu wollen, findet sich hier eine kurze Zusammenfassung der FIRE Idee.
Bewertung:
4.5/5
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- Das Hauskapitel fand ich nicht vollständig überzeugend. Einerseits ist die Mathematik gut erklärt, andererseits müsste man das Hausthema auch mal durchspielen, wenn man keinen Kredit aufnimmt. Im Ruhestandsfall ist der finanzielle Vergleich ohne Kredit dann relativ simpel, weil man dann einfach die potentiellen Mietausgaben vs. nicht mehr verfügbares Monatsbudget durch den Kauf + Kosten pro Monat rechnen muss. Weiterhin ist zu beachten, dass man eine Mietwohnung auch nur begrenzt mit einem Haus vergleichen kann. Macht einen Gartenarbeit glücklich? Will man laut Musik hören, was man im Haus kann aber in der Mietwohnung vielleicht nicht?