Montagsfrage: Bücher gegen Ignoranz?
Bei der Montagsfrage wird von lauter-und-leise jeden Montag eine Frage gestellt, die auf dem eigenen Blog zu beantworten ist. Diese Frage muss innerhalb einer Woche beantwortet werden. An dieser Aktion nehmen diverse Blogs teil.
Die Montagsfrage ist umgezogen und hat nun endlich ein neues zu Hause. Bisher war die Montagsfrage bei Buchfresserchen angesiedelt und nun bei lauter-und-leise.
Diese Woche (oder besser gesagt primär am Samstag) bin ich sogar mal wieder zum Lesen gekommen. Ich habe es endlich geschafft das Panem Prequel zu beenden und meine Begeisterung hält sich in Grenzen.
Die Urlaubsplanung lege ich für dieses Jahr so langsam ad acta. Eigentlich war ja ein Japanurlaub geplant, der in den Bereich des weltweiten Totalshutdowns gefallen ist und somit sotrniert wurde. Im August wollte ich eigentlich in de USA wandern. Mal abgesehen davon, dass Europäer nach wie vor nicht einreisen dürfen, müsste man ja auch einen Flug haben und dann noch unbeschadet am Zielort ankommen (Stichworte: Corona und Aktuelle Gesamtsituation USA).
Dazu kommt noch, dass das PCT Permit unterdessen auch als ungültig erklärt wurde. Das heißt ich weiß nicht so genau wie das überhaupt mit den Permits funktionieren würde in Washington. Kontrolliert die jemand? Brauch man überhaupt welche usw.
So gesehen hatte ich richtig Glück, dass ich letztes Jahr meinen großen Trip durch die USA machen konnte (siehe hier). Zugegeben sind das natürlich eher Luxusprobleme. Andere Leute haben im Moment ganz andere Sorgen als die Planung von Urlaubsreisen oder ob diese stattfinden.
Mit meinen Serverbasteleien bin ich nun quasi durch und die Kosten sind jetzt auch niedriger. Etwas mehr habe ich dazu in den Leselaunen geschrieben aber ich glaube das interessiert eh eher Technikfreaks. 😉
Nun muckt das Caching im Blog rum. Zwischendurch war das Design partiell mal weg (Blinker Syndrom – je nach Browser und Gerät zufällig) und bei neuen Beiträgen benutzt WordPress teilweise die ID des letzten Beitrags. Zumindest für das Deisgn habe ich jetzt eine Cachingoption geändert und hoffe, dass das Problem nun nicht mehr auftritt.
Somit habe ich es letzte Woche geschafft mit der Montagsfrage die Leselaunen zu überbügeln, was dann natürlich ziemliches Chaos verursacht hat. Es wäre ja auch langweilig, wenn mal alles geht. Eigentlich sollte das aber mit den Serverumbauten nichts zu tun haben. Aber das ist halt immer das Problem, wenn man viel gleichzeitig macht. Die Ursachen sind schwer zu finden.
Zur Frage:
Das ist eine schwierige Frage für einen Montag Morgen.
Filme würden mir eine ganze Reihe zu dem Thema einfallen, die ich gesehen habe. Bei Büchern sieht es bei enger Auslegung der Frage recht mau aus.
Was meine ich mit enger Auslegung? Wir haben in Nazi Deutschland gesehen, dass es nicht mal so offensichtliche Merkmale wie die Hautfarbe benötigt, um Menschen zu diskriminieren und auszugrenzen. Das ist sicher eines der offensichtlichsten Merkmale.
Es reicht auch eine Religionszugehörigkeit oder die Herkunft aus einem Land. Ich würde sogar noch weiter gehen. Selbst Kastensysteme, bei denen es das obere 15 gibt, und die unterdrückte Masse, die für den Reichtum von wenigen sorgen aber viel schlechtere Lebensbedingungen haben.
Wenn man es so auslegt, dann reden wir plötzlich über ein Thema, dass es in jedem Land der Welt gibt und das sich zunehmend verstärkt.
Fangen wir mit einem offensichtlichen Buch an, was wohl die meisten in der Schule gelesen haben:
- Das Tagebuch der Anne Frank (ja, Hautfarbe spielt keine Rolle, das macht es aber nicht besser)
Ansonsten fallen mir diverse Bücher zu Kasten oder Ständesystemen ein, bei den die Chancen äußerst ungleichmäßig verteilt sind. Viele dieser Bücher sind fiktiv, das spielt aber aus meiner Sicht keine große Rolle, weil sie sehr leicht übertragbar sind.
- Harry Potter (die Ideologie von Voldemort und Co erinnert an die dunkle Zeit von Deutschland)
- Sublevel (Kastensystem)
- Mortal Engines
- Lux (Aliens vs. Menschen, dort sind wir als Menschheit zur Abwechslung die unterlegene Rasse)
- Biss (Vampire vs. Menschen)- Nebelring (Magier vs. nicht Magiekundige ähnlich Harry Potter)
- Red Rising (Extremes Ständesystem mit Propaganda)
- Die Trbute von Panem (Kriegsgewinner vs. Verlierer mit Dauerunterdrückung)
Zu vielen der oben genannten Bücher findet man Parallelen in der Geschichte und nicht selten führt dauerhafte Unterdrückung zu Kriegen oder Revolutionen. Manchmal halten sich derartige Systeme aber auch über Jahrzehnte / Jahrhunderte.
Ich bin gespannt auf die anderen Antworten. Ich lese in der Freizeit Unterhaltungsliteratur, die zwar öfter kritisch Themen beleuchtet aber ich lese keine Bücher, weil Sie bestimmte Themen abdecken.
Ich finde es auch immer wieder befremdlich, wie ein einzelner Fall solche Wellen auslöst. Das Thema ist nicht neu.Das passiert regelmäßig. Nur wenn nicht gerade jemand ein Video ins Netz stellt, dass einen Medienhype auslöst, können viele damit offenbar leben.
Die USA hatten einen farbigen Präsidenten und selbst der konnte nicht viel ändern. Das soll nicht heiße, dass man aufgeben soll aber das Thema Rassismus ist in den USA schon Uralt und Leute wie Trump pushen es.
Das zu vertreiben ist ein sehr langsamer Prozess und muss in den Köpfen der Menschen beginnen und natürlich müssen sich langsam die Lebensumstände ändern. Ein paar Wochen Proteste reichen dafür nicht.
Ohne gleiche Chancen für alle wird es nicht besser. Gleiche Chancen gibt es aber nicht mal innerhalb einer Rasse. Die finanziellen Möglichkeiten und der Bildungsstand oder sogar der Wohnort entscheiden nicht unerheblich über die eigenen Möglichkeiten. Dieser Effekt nimmt sogar zu.
Das trifft doch selbst in Deutschland zu. Ist es wahrscheinlicher, dass Ärztekinder in der Schule erfolgreich sind oder die Kinder von jemand mit einem gering entlohnten Beruf studieren?
Auch die Meinungsfreiheit ist ein wichtiges Gut, dass zunehmend weniger beachtet wird. Heute werden leider diverse Themen als Anlass genutzt um diese einzuschränken oder zu untergraben. Ob es Terrorismus oder aktuell gerade Corona ist. Dazu ein brandaktuelles Beispiel.
Hey Torsten,
ich muss heute leider sagen, dass ich es schade finde, dass du nicht direkt auf Rassismus eingehst. Ja, Diskriminierung und Unterdrückung geschehen auf vielen Ebenen, aber es ist nicht hilfreich, strukturellen Rassismus mit anderen Diskriminierungsformen zu vergleichen oder gleichzusetzen. Bitte versteh das nicht als Vorwurf – ich bin Weiß, ich weiß selbst, wie schwierig es ist, sich sensibel und einfühlsam mit einem Problem auseinanderzusetzen, das man niemals am eigenen Leib erfahren hat und wird, aber ich finde es wichtig, darauf hinzuweisen. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen, diesen sensiblen Umgang zu erlernen. Ich fühle mich nicht besser als du, ich bin offenbar nur weiter in diesem Sensibilisierungsprozess, der auch in meinem Fall noch lange nicht abgeschlossen ist. Ich will nicht belehren, ich will helfen.
Deshalb möchte ich auch darauf hinweisen, dass die Worte “Rasse” und “farbig” nicht in diesem Kontext verwendet werden sollten. “Rasse” als deutscher Begriff impliziert immer die Annahme, dass es menschliche “Rassen” gibt. Die gibt es nicht. Das englische Wort “Race” wäre die bessere Wahl, weil sich diese Formulierung eher auf die Anerkennung gesellschaftspolitischer Unterschiede bezieht.
“Farbig” ist ein Begriff, der aus Kolonialzeiten stammt und die Diskussion über strukturellen Rassismus ebenfalls auf eine biologische Ebene verschiebt. Ich empfehle das Glossar von Amnesty International zu diskriminierungsfreier Sprache, das ist wirklich eine gute Quelle für eine Wortwahl, die nicht unbeabsichtigt verletzend ist.
Du hast es selbst geschrieben, dieser Prozess zur Überwindung von Rassismus muss in den Köpfen der Menschen beginnen – Sprache ist ein entscheidendes Werkzeug, um diesen Prozess aktiv zu gestalten.
Montagsfrage auf dem wortmagieblog
Liebe Grüße,
Elli
Hallo Elli,
danke für deinen Kommentar. Ich bin sehr bewusst nicht direkt auf Rassismus eingegangen, weil ich dazu keine Bücher hätte nennen können und darum geht es ja in der Montagsfrage primär.
Aus meiner Sicht ist Rassismus schlicht eine Form der Diskriminierung. Faktisch geht es aber immer auf die selben Gründe zurück. Es werden irgendwie identifizierbare Gruppen ausgesondert, ob nun anhand der Hautfarbe, der Religionszugehörigkeit oder des Standes ist aus meiner Sicht eher nebensächlich.
Warum machen Menschen das? Es ist immer einfacher den anderen (setze eine beliebige Gruppe ein) die Schuld in die Schuhe zu schieben oder sie für etwas verantwortlich zu machen als vor seiner eigenen Haustür zu kehren.
Das ist doch das Prinzip Trump.
In den USA ist der Hintergrund schlicht der Sklavenhandel. Man hatte billige Arbeiter für die Plantagen. Dadurch, dass man sie nicht als Menschen gleichen Standes eingestuft hat, konnte man sie als Eigentum behandeln und mit minimalen Kosten produzieren. Sicherlich gibt es auch einige die davon inhaltlich überzeugt waren / sind.
Wenn ich mir heute anschaue unter welchen Bedingungen in bestimmten Ländern von den unteren Schichten produziert wird (selbst premium Produkte), ist das für mich durchaus vergleichbar. Die Motivation (maximaler Gewinn) ist zumindest die gleiche, auch wenn die Bedingungen heute besser sind.
Das andere ist für mich schlicht wording. Farbig ist für mich nicht vorbelastet. Weiß gehört dazu eigentlich genauso wie schwarz, gelb oder rot (hier merkt man schon was für ein Quatsch die farbliche Eingruppierung – Indianer sind nicht rot und Chinesen nicht gelb).
Der hash tag heißt übrigens black. Ich glaube da braucht man sich über wording keine Gedanken mehr machen, oder? Expliziter geht’s nicht. Wenn die betroffenen Personengruppen selbst kein Problem damit haben sich so zu nennen, warum soll ich es dann haben? Schließlich laufen die Demonstranten (egal welche Hautfarbe) auch damit durch die Gegend und wenn man wegen dem gleichen Vergehen ein paar Euro bezahlt (weiß) oder Jahre in den Knast kommt (schwarz) hat man denke ich andere Probleme als wording.
Wie bereits erwähnt betrifft das aber genauso die Ureinwohner (auch schon politisch inkorrekt?) in den USA, Australien, Neuseeland. Die Geschichte ist überall vergleichbar.
Rasse benutzt du am Anfang deiner Antwort übrigens selbst (Rassismus kommt doch daher). Eigentlich gibt es nur eine Rasse, die heißt Mensch (das merkst du ja selbst an). Das bedeutet eigentlich ist die ethnische Herkunft gemeint, was ja politisch auch schon wieder problematisch ist. Ich habe einfach darauf hingewiesen, dass es nicht mal diesen Unterschied zur Diskriminierung braucht. Es reicht schon die Religion oder der Stand.
Spannend finde ich aktuell wie heiß das Thema plötzlich von so vielen Leuten diskutiert wird. Vor drei Wochen haben 90% der Leute, die sich jetzt so hype mäßig engagieren offenbar kein Problem gehabt und in ein paar Wochen wird es wieder so sein. Wie gesagt – ich halte das für einen langfristigen Prozess und nicht nur für das Strohfeuer, dass aktuell um die Welt läuft. Mit einem derartig spaltenden Präsidenten passiert da eh nichts. Zumindest nicht von staatlicher Seite.
LG
Torsten
Hi Thorsten,
ja, es ist kein leichtes Thema und jeder merkt schnell, wie sehr sich der Rassismus in der Sprache eingefunden hat und wie schwer es ist, diesem zu entfliehen. Ich kenne viele, die sich der Frage gegenüberstehen, wie sie denn nun überhaupt jemanden bezeichnen können, der nicht Weiß ist. Das englische POC (people of color) lässt sich leider nicht ins Deutsche übersetzen und es gibt auch kein entsprechendes Pendant. Vielleicht erfinden findige Menschen ja mal ein passenden Wort …
Viele Grüße
Frank
Hallo Frank,
ich finde people / person of color ist inhaltlich nicht weit weg von farbig, wenn ich das rein von der Übersetzung angehe. Farbig ist für mich alles was nicht neutral ist. Eine neutrale Farbe gibt es nicht. People of color würde ich inhaltlich nicht anders interpretieren. Das damit im Sprachgebrauch dann wieder bestimmte Assoziationen verbunden sind, ist noch mal ein anderes Thema.
Wo sind denn die Schattierungen? Ist ein deutscher braungebrannter noch immer weiß? Ist jemand der eine leichte braunfärbig genetischer Herkunft hat schwarz oder weiß und warum ist das überhaupt relevant? Schon sind wir wieder bei den beliebigen Unterschieden, die als Basis für Diskriminierung dienen.
Ich glaube eher sollte man sich darüber Gedanken machen wie man mit anderen umgeht.
LG
Torsten
Hallo Torsten,
ja, leider ist Ausgrenzung auch in Deutschland immer wieder ein Problem. Ich möchte dabei einmal auf deine Anmerkung zur Bildungsgerechtigkeit eingehen. Als Lehrer sehe ich es tatsächlich so, dass Kinder und Jugendliche aus bildungsferneren Familien eher weniger hohe Schulabschlüsse erreichen. Das liegt wohl vor allem auch daran, wie die Kinder von zu Hause aus gefördert und unterstützt werden. Oft liegt es an den Lehrerinnen und Lehrern diese Unterstützung zu geben und die Kinder entsprechend zu motivieren, dass sie weiterführende Schulen besuchen. Andererseits sehe ich es aber auch so, dass die Chancen für alle gleich sind. Wer das wirklich möchte, kann auch in unserem Land vorankommen und das werden, was er/sie möchte. Lediglich die Hürden dorthin sind unterschiedlich verteilt. Nachhilfe kann sich zum Beispiel nicht jeder leisten.
Viele Grüße
Jay
Hallo Jay,
ich denke das fängt schon damit an, dass bei Ärzten oft eher die Geo aboniert ist und weniger der Fernseher läuft als in eine typischen Geringverdienerfamilie, wo vielleicht eher die Bildzeitung rumliegt. Klar geht bei uns schon mehr als in den USA aber das jeder studieren kann, würde ich dann doch anzweifeln.
Nur mit Bafög ist das wohl etwas eng und ob man gegen den Wunsch der Eltern studiert, weil die ggf. nicht bezahlen wollen ist dann auch die Frage. Es gibt auch bestimmt immer noch Sprüche wie Schneider bleib bei deinen Leisten und lern doch was richtiges.
Ich habe ja auch erst eine Berfsausbildunggemacht und mein Studium dann selbst bezahlt. Damit hönt man dann auch gut mal 6 Jahre hinterher bis man den gleichen Stand hat wie jemand der direkt studiert. Dafür ist die Motivation auch eine andere.
LG
Torsten
Hallo Torsten,
da hast du sicherlich recht. Ich denke in vielen Familien mit Geringverdienern ist es den Eltern egal, was aus den Kindern wird, Hauptsache irgendein Abschluss und möglichst schnell Geld verdienen, um auf eigenen Füßen stehen zu können. Da ist sicherlich etwas Wahres dran.
Meine Eltern sind beide keine Akademiker, haben mich aber immer unterstützt. Nach dem Abitur habe ich erst eine Ausbildung gemacht und danach noch studiert. Als Lehrer versuche ich meinen Schülern immer wieder klar zu machen, dass sie alles erreichen können, wenn sie es nur wirklich wollen und sich anstrengen. Wenn jemand die geistige Eignung hat, sich anstrengt und fleißig lernt, kann er/sie auch ein Abitur schaffen. Da bin ich mir ganz sicher.
Was mich immer wieder stört, ist diese Selbstbemitleidung, “Wir sind so arm, aus uns wird nie etwas werden, weil wir in allem benachteiligt sind.” Unsinn. Ich bin der festen Überzeugung, dass jede/r sich hocharbeiten kann und ich kenne aus meinem Bekanntenkreis auch einige Beispiele dafür.
Viele Grüße
Jay