Druckerfarbkalibrierung mit dem Spyder Print [Kommentar]
Ist euch auch schon mal aufgefallen, dass die Bildschirmausgabe mit dem gedruckten Foto nicht übereinstimmt oder das Handyfoto mit keinem von beiden übereinstimmt. Wenn nicht, dann habt ihr ggf. Glück gehabt. Theoretisch könnten die Geräte ab Werk so eingestellt sein, dass sie die Farben 1:1 so durchreichen, wie sie in der Realität für das menschliche Auge aussehen.
Das Thema ist aber relativ komplex (ich sage nur verschiedene Farbmodelle / Farbräume und Aufbereitungen, das will ich hier aber nicht weiter vertiefen, dazu findet man bereits viel im Netz).
Kann man die Farben nicht einfach nach Augenmaß einstellen?
Ihr könnt es versuchen. In der Regel könnt ihr sowohl bei eurem Bildschirm als auch beim Drucker in das Farbmanagement eingreifen und Farben nachregeln (einzelne Farben verstärken oder abschwächen, oder auch die Farbsättigung und den Kontrast). Faktisch ist es aber leider so, dass es leider nicht einfach damit getan ist, insgesamt mehr Rot oder weniger Rot einzustellen, sondern die Abweichungen sind über die verschiedenen Helligkeiten / Farbtöne immer unterschiedlich. Am Ende hat man gerade beim Drucker dann lediglich eine Patrone verdruckt und ist dem Original auch nicht näher als vorher.
Dazu kommt noch, dass das Auge sich an falsche Farbtemperaturen anpasst. Wenn euer Fernseher seit Jeher eine Farbtemperatur von sagen wir 9500K hat (das ist sehr kalt), dann wird euch 6500K vollkommen falsch und viel zu warm erscheinen. Das Auge ist also eher ungeeignet für eine korrekte Einstellung und bestenfalls zu gebrauchen, wenn man bereits eine korrekte Referenz hat.
Kalibration als Lösung?
Es gibt verschiedene Ansätze, die die Lösung für das Problem versprechen. Der erste Ansatz geht bei der Druckerkalibierung davon aus, dass man einen Flachbettscanner besitzt. Für den Scanner kann man sogenannte kalibrierte Targets kaufen. Diese werden eingescannt und dann wird eine Korrektur vorgenommen. Somit werden die Farben des Scanners korrigiert. Anschließend wird ein Ausdruck erzeugt und dieser wieder eingescannt. Auf dieser Basis wird dann eine Korrektur für den Drucker vorgenommen.
Der Ansatz scheint lt. Berichten im Netz relativ ungenau zu sein (das liegt auch nahe, da er über zwei Stufen funktioniert). Weiterhin muss die Software den Ansatz unterstützen. Ein Tool was das ermöglicht ist Silverfast. Die Lizenz wird aber beim Kauf an den Scanner gebunden. Somit ist eure Lizenz weg, wenn der Scanner defekt ist.
Der zweite Ansatz sind Hardwarewerkzeuge wie der Spyder Print (es gibt auch weitere / andere Geräte aber in der Regel teurer). Dabei werden Ausdrucke erzeugt, die anschließend Farbfeld für Farbfeld wieder eingescannt werden müssen.
Alles easy oder doch nur Marketing?
Wenn man der Werbung von Datacolor glaubt, ist das kalibrieren quasi Idiotensicher und ruck zuck erledigt. Meine Erfahrung ist eine andere. Die Messung mit 225 Feldern kann man sich sparen, weil diese Variante zu ungenau ist.
Die Messung mit 729 Feldern ist deutlich besser. Das heißt aber auch man muss 729 Felder exakt per Hand anfahren und da ist man gerne mal eine Stunde beschäftigt. Es gibt theoretisch auch einen Modus, bei dem das Gerät selber erkennen soll, wann die Felder wechseln, das ist aber auch zu unzuverlässig. Somit macht ihr es besser gleich manuell.
Ein anderes Beispiel für die Frage doch nur Marketing oder nicht sind übrigens die Spyder Elite für die Bildschirmkalibration. Ich habe mittlerweile über vielleicht 15 Jahre 3 Geräte gehabt. Bei jedem liegt der 6500K Punkt anders. Eine Abweichung von +/-500K muss man bei Geräten dieser Preisklasse offenbar einkalkulieren. D.h. die letzten 200K rausholen ist bei derartigen Geräten verschenkte Zeit. Eine Abweichung von 1000 oder mehr lohnt sich schon eher.
In meinem Fall stimmte selbst danach die Farbdarstellung nicht. Die Drucke hatten alle einen starken gelbstich aber woran lag das?
Hochweißes Papier als Ursache
Wie sich in einer langwierigen Diskussion mit dem Support ergeben hat, führt nachgeweißtes / hochweißes Papier (das ist heute der Standard, wenn ihr Druckerpapier kauft) zu dem Problem. Lustig ist: Der Spyder Print erkennt das zwar, aber er behebt es nicht. Man muss manuell eingreifen, um die Darstellung wieder zu neutralisieren.
Hier der Kommentar vom Support:
Darüber hinaus scheint das Papier optische Aufheller zu enthalten
Handhabung von Papieren mit optischen Aufhellern:
Messen Sie das Papier zunächst ganz normal ein.
Wenn Sie zu dem SpyderProof Fenster (das die 16 Vergleichsbilder anzeigt) kommen klicken Sie auf “erweiterte Bearbeitung” unter den Bildern.
Dann klicken Sie auf das Wort “Weiß” (Oben Rechts).
Ist hier der “b” Wert negativ, enthält das Papier optische Aufheller.
Im nun geöffneten klicken Sie auf “Wählen Sie die Referenzfarbe für Weiß”
Damit wird der “b” Wert auf Null gesetzt und der Effekt des optischen Aufhellers eliminiert.
Machen sie nun das gleiche für Schwarz. klicken Sie auf das Wort “Schwarz” (in der Mitte Rechts).
Im nun geöffneten klicken Sie auf “Wählen Sie die Referenzfarbe für Schwarz”
Druckertreiber mit Support für Farbprofile?
Wenn man nun – wie ich – einen HP Drucker hat – in meinem Fall ein Laserdrucker steht man auf dem Schlauch, denn der Drucker bietet zwar mehrere Farbprofile an, aber eigentlich sollte für die Kalibration ein Profil genutzt werden, dass neutral ist, also quasi kein Farbmanagement. Das bietet der Drucker aber überhaupt nicht.
Zweitens ist es optimal, wenn man das erstellte Profil im Druckertreiber als Standard für das Farbmanagement einstellen kann. Das geht aber beim HP auch nicht. Somit greift das Farbmanagement nur bei Software, die es explizit unterstützt. Solche Software ist extrem selten. Beispiele für die Unterstützung sind z.B. Photoshop und die professionelle Version von Acrobat – also richtig teure Software. Wenn ihr solche Software nicht nutzt und der Drucker das Profil nicht als Standard nutzen kann, könnt ihr euch die Kalibration direkt sparen.
Stimmen die Farben überein, wenn die o.g. Voraussetzungen erfüllt sind?
Jetzt kommt das Phänomen zum Tragen das ich oben erwähnt habe. Monitore (auch dort gibt es Unterschiede z.B. RGB, sRGB, Adobe RGB, …) und Drucker (RGB, CYMK) verwenden unterschiedliche Farbmodelle / Farbräume. Ein Drucker ist rein physisch nicht in der Lage die Farben so darzustellen, wie sie auf dem Monitor oder in der Realität erscheinen und ein Laserdrucker wird nie so gute Bilder erzeugen wie ein guter Tintenstrahldrucker.
Übrigens noch eine Randnotiz: Wenn ihr von einem Tintenstrahldrucker auf einen Laser wechselt, spart euch das Hochglanzpapier. Das bringt bei einem Laser überhaupt nichts, kann sogar lt. Herstellerangaben teilweise dem Gerät schaden. Das liegt auch daran, dass einige Papiere nicht temperaturfest sind.
Warum bringt Hochglanzpapier beim Laser nichts? Beim Tintenstrahldrucker ist die Tinte bis zu einem gewissen grad durchscheinend und zieht in das Papier ein. Das ist bei einem Laserdrucker nicht so. D.h. der Toner bildet auf dem Papier eine Schicht. Das Hochglanzpapier wird also vom Toner abgedeckt, sofern der überhaupt auf dem Papier haftet.
Dann ist der Onlineprintservice die Lösung?
Nicht wirklich. Schickt eure Fotos zu 5 verschiedenen Printservices und ihr werdet 5 verschiedene Ergebnisse erhalten. Die wenigsten unterstützen überhaupt Farbmanagement und wenn doch muss das eben bei euch auch entsprechend eingerichtet sein, dass es funktioniert (also eure Bildschirmanzeige mit dem Print übereinstimmt, soweit das technisch möglich ist).
Fazit:
Eine Originalgetreue Farbausgabe vom Foto über Scans, den Monitor bis zum Drucker ist nach meiner Erfahrung im Privatbereich mit überschaubarem Budget vollkommen unrealistisch (wenn es passt, dann ist es eher Glück). Man kann sich bestenfalls annähern und grobe Fehler ausgleichen. Dafür sind o.g. Kalibierungswerkzeuge durchaus geeignet. Das Marketing ist aber mal wieder sehr weit von der Realität entfernt.