Die Geschichte von Sin und Miriam 2 – Der Wächter [Buch]

Die Geschichte von Sin und Miriam Der Wächter - Sabine Schulter

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Sabine Schulter

Teile der Serie:

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

 

»Manche Dinge sind für einen so natürlich, dass man erst bei ihrem Verschwinden realisiert, dass man eigentlich keine Ahnung davon gehabt hat.«

Zwei Jahre sind nach den Ereignissen des ersten Buches vergangen. Miriam wird nach wie vor von ihren Wächtern beschützt und ist mit ihrem Medizinstudium beschäftigt. Zusätzlich unterstützt Miriam aufgrund ihrer extrem stark ausgeprägten magischen Fähigkeiten die Wächter bei der Arbeit.

Miriam schwebt ständig in der Gefahr, dass die Suchenden sie entführen.

Er sagte es auf solch eine entwaffnende Art, dass ich beinahe mit einem flotten Spruch geantwortet hätte, wenn Sins Stimmungswechsel von ruhiger Ausgeglichenheit zu einem flammenden Racheengel nicht beinahe greifbar gewesen wäre.

Dabei stoßen die Wächter in Frankfurt auf ein neues Verhalten der Suchenden aufmerksam, die schon wieder einen magischen Baum anzapfen und zu ihren Zwecken verwenden.

Und wie sich zeigt laufen die Spuren in Ägypten zusammen – also dort wo Sin seine Ausbildung beendet hat und Miriam ist ruck zuck wieder mitten im Geschehen.

Welchen Gefahren wird Miriam dieses Mal ausgesetzt sein, nachdem sie im ersten Band schon fast gestorben wäre?

Die Suchenden bekommen in diesem Band mehr Charakter. Scheinbar gibt es auch bei den Suchenden mehr Grautöne, als man es nach dem ersten Band denken könnte. In diesem Band kommen auch Suchende vor, die zumindest scheinbar oder vielleicht auch mit Überzeugung Frieden wollen.

»Keine Sorge, Schatz, einfach ist es an deiner Seite mit Sicherheit nicht«, versicherte mir Sin mit einem finsteren Blick. Ich seufzte und ließ es zu, dass er mir einen Arm um die Taille legte, um mich zu stützen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass seine gute Laune in den letzten beiden Wochen sehr gelitten hatte.

Sins Exfreundin und diverse andere Charaktere spielen auch eine Rolle.

Die Beziehung zwischen Sin und Miriam finde ich nach wie vor toll. Das Buch kommt wieder ohne Beziehungsdramen aus und ich mag die Chemie zwischen den Charakteren. Wie auch im ersten Teil fühlt sich das einfach gut an. Die im ersten Teil beschriebene Wohlfühlatmosphäre habe ich also auch hier. Mag sein, dass einigen das nicht genug Action ist, mir gefällt es.

Miri bringt sich durch ihre selbstlose und aufopfernde Art immer wieder in Gefahr und ihre Wächter zur Verzweiflung. Selbst mir als Leser geht das teilweise so.

Meine Wächter und die drei Jäger unterhielten sich den gesamten Flug hindurch über die Mission, aber ich brauchte meine ganze Willenskraft, um nicht zu hyperventilieren oder jemandem meinen Mageninhalt auf die Schuhe zu spucken.

Die Idee wie die Bäume und die Suchenden in unsere Welt gelangt sind, ist übrigens wirklich gut. Die Erklärung ist nicht angreifbar und einerseits simpel, andererseit komplex und plausibel. Tolle Idee!

Ganz nebenbei werden Themen wie der Hass auf Minderheiten angesprochen. Irgendwer muss ja am eigenen Scheitern oder den eigenen Problemen schuld sein. Das ist aber sehr unterhaltsam und ohne den erhobenen Zeigefinger verpackt.

Der zweite Teil geht wie auch der erste recht geruhsam los, endet aber ziemlich fulminant.

Fazit:

Sin seufzte schicksalsergeben. »Mit dir habe ich mir schon eine Frau angelacht. Alles klar, gib mir eine Minute, dann habe ich eure Position und ihr macht euch dort weg. Ich will nicht, dass ihr noch mehr in Gefahr geratet. Den Rest müssen die Jäger erledigen.«

Toller zweiter Serienteil mit vielen interessanten neuen Charakteren. Erfrischend anders und erwachsener als viele andere Bücher in dem Genre. Ich mag Sabine Schulters Schreibstil. Sie kommt ohne künstliche Dramatik und Cliffhanger aus und man hat trotzdem Lust auf mehr.

Bewertung:

4.5 out of 5 stars 4,5/5

Die Rezension der Serie gibt es hier.

Vergleichbare Serien / Bücher:

Verwandte Serien / Bücher:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Wie sollen denn die magischen Bäume sterben können, wenn sie automatisch dort entstehen, wo sich größere Menschenansammlungen befinden?
  • Den Drachen, der Miri ständig begleitet kann jeder sehen?! Ich war davon ausgegangen, dass der für nicht Magiebegabte unsichtbar ist. Es ergibt nicht viel Sinn, wenn den Drachen jeder sehen kann, weil das an zig Stellen in der Geschichte zu Problemen führen würde.
  • Der Tausch der Fähigkeiten ist aufgrund der geringen Blutmenge unlogisch. Eher wäre es zu erwarten, dass man zusätzlich für einen kurzen Zeitraum auf beide Fähigkeiten zugreifen kann.
  • Die Wächter sind ein durch und durch militärischer und disziplinierter Haufen und nach dem Mordanschlag wird ernsthaft darüber diskutiert, ob die Schüler noch Wächter werden können?!

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Laufen, Essen, Schlafen: Eine Frau, drei Trails und 12700km Wildnis [Buch]

Laufen, Essen, Schlafen: Eine Frau, drei Trails und 12700 Kilometer Wildnis - Christine Thürmer

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Christine Thürmer

Teile der Serie:

  • Laufen, Essen, Schlafen – Eine Frau, drei Trails uns 12700 Kilometer Wildnis (288 Seiten – keine Serie)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

»Weißt du, jeder von euch thruhikern hat seine eigene Geschichte. Euch zuzuhören, das ist für mich wie in einem Buch zu lesen. Nur dass ich in diesem Fall nicht in die Bibliothek gehen und mir ein Buch ausleihen muss – die Bücher kommen von ganz allein zu mir.«

Wie ihr meinem Blog entnehmen könnt, hat es mir die Idee einen Langstreckentrail zu wandern angetan. Daher hat mich auch interessiert was es neben dem Buch von Cheryl Strayed – das zur Hälfte um ihr Leben und Selbstfindung geht – weiterhin noch so an Büchern in dem Kontext gibt.

Dabei bin ich auf dieses gestoßen, das gleich alle drei Langstreckentrails der USA beschreibt. Den Pacific Crest Trail (Westen der USA von Mexiko bis Canada mit ca. 4300km), den Continental Divide Trail (Ostlich vom PCT mit knapp 4200-5000km – Stand 2007) und den Appalachian Trail (im Osten der USA mit 3500km).

»Ihr macht es genau richtig. Lebt euren Traum. Du weißt nie, wie viel Zeit dir dafür noch bleibt.«

Das Buch beginnt mit dem PCT. Die Autorin war körperlich nicht auf den Trail vorbereitet. Sie hat sich auf dem Papier vorbereitet. Ausrüstung geplant, optimiert und Planspiele gemacht (hey, das kommt mir sehr vertraut vor).

Da auf relativ wenigen Seiten drei Langstreckentrails untergebracht sind (mit ca. 13000km Strecke), sind sehr große Sprünge zwischen den Kapiteln. Es liegen oft mehrere hundert Kilometer zwischen den Kapiteln. Einigen gewissen Einblick bekommt man somit zwar aber der ist ziemlich lückenhaft.

Wie alle trail angels bieten die Andersons ihre Hilfe kostenlos an. Sie betrachten die thruhiker einfach als Freunde, die sie noch nicht kennengelernt haben, und freuen sich über deren Unterhaltung und Gesellschaft. Allerdings bezahlen sich das Bier, das Essen und das Benzin für die Wanderer nicht von selbst. Und so hinterlässt beim Abschied jeder der Wanderer eine kleine Spende im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten.

Ich musste an mehreren Stellen im Buch recht herzhaft lachen, weil ich mir die Situationen bildlich vorgestellt habe. Da zieht sich die Deutsche vor den prüfen Amerikanern aus und springt im Evaskostüm ins Wasser.

Die Hiker laufen durch ein Gebiet, in dem es einen Waldbrand gegeben hat. Durch die Asche sehen sie aus wie Schornsteinfeger, als sie im McDonalds einkehren.

Oder auch Striptease im Waschsalon (ich hab mich schon gefragt wie die Hiker das anders lösen).

Rein optisch unterscheidet man sich – abseits des High Tech Zeugs was man dabei hat als Thru Hiker oft nicht von einem Obdachlosen. Interessant ist auch, dass Vegetarier und notorische Fast Food Verweigerer auf dem Trail einfach nicht genug davon bekommen können. Es gibt keine Möglichkeit schneller Kalorien rein zu schaufeln, die man auf dem Trail ziemlich dringend braucht.

Now or Never als ehemaligem thruhiker war bewusst, dass die gemeinsame einmonatige Wanderung für seinen Freund Southpaw eine Belastung auf dem Weg nach Kanada gewesen wäre; etwas, was ihn von der Zielerreichung abgehalten oder ihn zumindest ausgebremst hätte. Und daher hat er abgebrochen, bevor es zur entscheidenden Belastungsprobe gekommen ist. Was ist dir wichtiger: der Trail oder unsere Freundschaft? Denn als echter thruhiker hätte sich Southpaw wohl für den Trail entschieden …

Wenn man sich allerdings Bilder vom Trail anschaue entschädigt das für einiges.

Desto mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto klarer wird einem, dass es nicht wirklich viel braucht um glücklich zu sein. Thru Hiken ist ja auch immer eine Form von aussteigen auch wenn es nur temporär ist.

Etwas deutlicher als im Buch werden hier die Gefahren deutlich. Die Sierras können aufgrund ihrer Schneepassagen in Kombination mit extremen Gefälle hochgradig gefährlich sein.

Was man im Buch auch sehr eindeutig sieht: Auch das schwächste Glied der Gruppe (was die Kondition angeht), kann auch schnell das stärkste werden, wenn es z.B. um die Querung eines Schneefeldes geht. Natürlich kann man einen derartigen Trail als Solokämpfer bestreiten aber viele tun sich gerade an den problematischen Stellen zusammen.

Der Flug von Seattle nach Los Angeles dauert gerade mal zweieinhalb Stunden. Fünf Monate und einen Tag habe ich gebraucht für diese Strecke, die ich jetzt einfach so überfliege.

Die Thru Hiker halten zwar oft zusammen – gerade in kritischen Passagen – aber es ist auch jeder Einzelkämpfer. Jeder hat das Ziel vor Augen und die Abbrecherquote ist hoch. Die Wahrscheinlichkeit, dass man den Trail erfolgreich beende und bis nach Kanada schafft ist gering. Und auch wenn es oft heißt, dass eine derartige Herausforderung zu einem Großteil eine Mentale Herausforderung ist, können einen körperliche Gebrechen schnell zur Aufgabe zwingen.

Bernd gibt mir eine neue Perspektive. Was ist schon meine Kündigung im Verhältnis zu seinem Schicksal? Ich lerne hautnah zu verstehen, dass es Wichtigeres gibt als Karriere und Geld.

Auch wenn einige auf einem Langstreckentrail Freunde für’s Leben finden, ist das wohl eher die Ausnahme. Die meisten Begegnungen sind eher flüchtig (darin sind die Amerikaner ja eh sehr groß – man kann sich wunderbar eine Stunde mit einem Fremden unterhalten – unverbindlich und man sieht sich nie wieder). D.h. man trifft sich immer mal wieder aber sobald einer irgendwo ein paar Tage Pause einlegen muss (sei es wegen Krankheit, Verletzung oder familiärer Ereignisse), sieht man die anderen oft nicht wieder, obwohl sie vielleicht nur drei Tage hinter oder vor einem sind.

Statt einfach die Risiken abzuwägen, dann eine Entscheidung zu fällen und diese konsequent umzusetzen, habe ich viel zu viel Zeit und Energie auf sinnloses Grübeln verschwendet. Vielleicht sollte ich mehr Dinge im Leben nach diesem Motto angehen. Nicht alles endlos immer wieder infrage stellen – sondern einmal entscheiden und dann einfach handeln.

Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich mit dem PCT. Der CDT (grob 30%) und der Appalachian Trail werden dementsprechend kürzer behandelt.

Christine Thürmer gelingt dabei sogar noch der Karrieresprung zwischen dem PCT (vor dem Sie die Kündigung erhalten hat) und dem CDT wird sie sogar Geschäftsführerin.

Auch in diesem Buch geht es nicht nur um Laufen, Essen, Schlafen wie der Titel es vermuten lässt. Es geht auch sehr viel um die Leute, die man auf den Trails trifft. Zwischen Christine und dem Hikingpartner, den sie auf dem PCT getroffen hat, entwickelt sich auf dem CDT eine Beziehung, die allerdings Licht und Schattenseiten hat und am Ende nicht funktioniert.

Fazit:

Wenn ich wüsste, dass ich in zehn Jahren sterben werde, was würde ich in der mir verbleibenden Zeit machen? Arbeiten, Geld verdienen, Karriere? Nein, sicherlich nicht. Ich würde die Zeit nutzen, um meine Träume zu leben, etwas Ungewöhnliches zu tun.

Das Buch ist irgendwo zwischen unterhaltsam und lehrreich. Es werden irgendwelche Unterhaltungen und Begebenheiten entlang des Trails beschrieben. Aber teilweise sind dabei (ich vermute sehr bewusst) auch Hinweise auf Besonderheiten und Verhaltensweisen enthalten, die es entlang des Trails zu berücksichtigen gilt. Das Buch bewegt sich also recht gekonnt zwischen Unterhaltung und einigen grundlegenden Tipps. Wer sich für Langstrecken Hikes oder einfach mit der Idee einer temporären Auszeit interessiert, dem wird das Buch gefallen.

Seit Monaten muss ich meinen Proviantnachschub in stinknormalen amerikanischen Supermärkten kaufen oder, wenn es ganz schlimm kommt, sogar an Tankstellen. Gesunde und dabei bezahlbare Lebensmittel findet man da selten. Stattdessen ist das meiste völlig überzuckert und mit so vielen Konservierungsstoffen versetzt, dass es den nächsten Atomkrieg unbeschadet überstehen würde.

Oft konnte ich mir die beschriebenen Ereignisse bildlich sehr gut vorstellen und musste herzhaft lachen.

Was einem im Buch auch an mehreren Stellen klar wird: Lebe deinen Traum, wenn es irgendwie geht. Das Leben kann so schnell vorbei sein. Dann hilft alles Geld auf dem Konto nichts…

Die einzige Kritik die ich am Buch habe ist, dass es zu kurz ist. 😉

Wenn ihr weitere Beiträge zum Thema Reisen (und auch zum PCT) sucht, findet ihr sie hier.

Bewertung:

4.5 out of 5 stars 4,5/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

  • Wandern, Paddeln, Radeln
Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

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Nordwesten USA und Kananda Reise 2004 [Reisebericht]

Wir haben eine Rundreise von New York bis New York gemacht. Das war übrigens die einzige Rundreise, bei der ich die Reisegruppe nicht in guter Erinnerung behalten habe. In dem Fall haben wir leider die typischen Klischees von Deutschen erfüllt. Pedantisch, nervig, unentspannt.

Wie kam das?

Ziemlich am Anfang der Reise hingen wir eine Stunde mit dem Bus fest. Der Fahrer hatte keine Erfahrung mit dem Modell. Die Busse (wie auch die Autos) in den USA haben i.d.R. Automatikschaltungen. Bei unserem Bus war eine bekannte Make, dass man teilweise 1x Vollgas geben muss, damit sich die Bremse löst. Das hat unserem Busfahrer nach einer Stunde rumprobieren ein anderer Busfahrer erklärt.

Ansonsten war in dem Bus ein Griff am Sitz kaputt.

Die beiden Gründe und ein “fachmännischer” Blick einiger Mitreisenden war dann Anlass einen Beschwerdebrief zu schreiben, den alle im Bus unterschreiben sollten. Wir haben dankend abgelehnt.

New York

Was soll man zu New York schreiben? New York ist so vieles. New York ist laut, bunt, unheimlich geschäftig, hektisch, riesig und voll mit Taxis.

Jeder hat das Bild der New Yorker Taxis im Kopf. Abends leuchten die Reklametafeln um den Timesquare als gebe es kein Morgen.

Wir haben in New York ein Hotel über einer Polizeistation gehabt. Netterweise haben die Polizisten nachts die Sirene nicht direkt unter unserem Zimmer angeschmissen oder wir waren so abgehärtet, dass wir es nicht mehr mitbekommen haben. Tagsüber hört man im 5 Minuten Rhythmus irgendwelche Sirenen.

Zum Schichtwechsel sind die Polizisten als Machtdemonstration mit zig Streifenwagen aufgelaufen und haben quasi eine Show abgezogen und mal eben alle die Sirenen angeschmissen. Anfangs ist man echt irritiert über den ganzen Lärm aber nach einer Weile härtet man ab und der Krach fehlt einem sogar irgendwie, wenn er weg ist.

Auch das Überqueren von Straßen ist – wie in vielen Großstädten speziell. Mal gehen Fußgänger, mal fahren Autos. Mit den Ampelsignalen hat das nur bedingt zu tun. Irgendwann wird gehupt und gefahren und irgendwann strömen die Fußgänger einfach im Rudel über die Straße.

Boston

Boston ist eine der schönsten Städte der USA. Die Stadt war wohl früher nicht die schönste, wenn ich den Ausführungen des Reiseleisters glauben darf. Aber die Stadt hat ziemlich große Anstrengungen unternommen um Grüner zu werden und das ist wirklich gut gelungen.

Boston spielt – wie auch Washington in der Geschichte der USA eine elementare Rolle.

Acadia Nationalpark

Eigentlich war geplant, dass wir den Inidian Summer erleben, leider hat der Herbst zwar Regen geschickt aber keine bunten Blätter.

Quebec

Kanada ist eine Bunte Mischung zwischen europäisch (französisch) und amerikanisch (kanadisch bzw. US-amerikanisch). In Quebec und Montreal sprechen viele Einwohner lieber französisch als englisch. Toronto ist dann eindeutig mehr fokussiert auf englisch.

Das geht so weit, dass es in den eher frazösisch orientierten Städten auch morgens in den Bäckereien Croissants gibt und in Toronto die Ausrichtung eben mehr amerikanisch ist.

Montreal

In Montreal haben wir mit dem Bus eine Runde auf der Formel 1 Rennstrecke gedreht. Ihr glaubt nicht wie lahm einem ein Bus auf einer F1 Rennstrecke vorkommt.

Weiterhin haben wir uns das Olympia Gelände angeschaut. Irgendwie wirkt es schon komisch, wenn auf einem derartig großen Gelände, wo mal Menschenmassen durchgeströmt sind nur noch so wenige Leute unterwegs sind. Ich war zumindest zum ersten Mal auf einem Olympiagelände und fand es ziemlich beeindruckend.

Toronto

Der CN-Tower ist sehr beeindruckend und war damals eines der größten Gebäude der Welt. Besonders die Glasbodenelemente waren für einige Leute etwas zu viel. Übrigens der Aufzug hat auch diese Elemente. Die sind nur abgedeckt, weil einige Touristen sich nicht rein getraut haben.

Niagara Falls

Gesprochen übrigens Niagra. Die Fälle sind absolut beeindruckend. Man sollte es nach Möglichkeit so einrichten, dass man die Fälle bei Tag und in der Dunkelheit sieht.

An den Niagarafällen kann man auch Bootstouren machen, die bis in die Gischt der Fälle hinneinfahren. Das kann im empfehlen. Bringt eure Kamera aber früh genug in Sicherheit.

Die Fälle sind übrigens sehr beeindruckend. Besonders an der Stelle von der das obige Foto geschossen ist. Ein paar meter entfernt stürzen unglaubliche Wassermassen in die Tiefe. Allein die Geräuschkulisse ist absolut beeindruckend. Da kommt man sich mal ganz klein vor.

Washington

In Washington gibt es tolle Museen, die man unbedingt besichtigen sollte. Zur Zeit unseres Besuches waren die alle Kostenlos. Vor allem das Air & Space Museum ist eine absolute Empfehlung und weltweit einzigartig (übrigens – wer muss gerade noch an Percy Jackson denken?).

Es gibt aber auch noch andere tolle Museen, die man sich anschauen sollte. Da die Museen alle direkt nebeneinander liegen ist das aber auch kein Problem.

Wir waren zur Zeit de Memorial Days in Washington. D.h. es waren unheimlich viele Veteranen in Washington. Der Nationalstolz ist einfach unglaublich bei den US-Amerikanern. Wenn dann die alten Veteranen mit den ganzen Uniformen und Orden durch die Stadt laufen, mutet das für uns schon recht seltsam an.

Weiterhin sollte George Bush einen Tag nach dem wir in Washington waren zu den Veteranen sprechen (auf dem Platz zwischen den Museen). Dementsprechend war die Polizeipräsenz schon ziemlich heftig. Es war mal ganz interessant das zu sehen.

Philadelphia

Jeder denkt wohl zuerst an den Film mit Tom Hanks oder das Lied von Bruce Springsteen, oder? 🙂

New York

Noch mal laut und bunt bevor es wieder nach Hause in die Kleinstadt geht. Ihr glaub gar nicht wie ruhig es mir in den ersten Tagen zu Hause vorkam.

In New York haben wir einen Hubschrauberrundflug gemacht und dabei die nach der Fleet Week auslaufenden Flugzeugträger von oben und aus einiger Entfernung gesehen. Weiterhin haben wir uns in New York die Intrepid (ausrangierter Flugzeugträger) angeschaut.

Ein Besuch im Hard Rock Cafe gehört natürlich auch zum Pflichtprogramm. Es trägt übrigens unheimlich zum Flair dabei, wenn die Hälfte der Gäste Navy Angehörige sind, die das Hardrock zum Familientreffen nutzen.

Wir haben in New York auch einige Musicals besucht. König der Löwen war sehr gut. Aida war nicht so mein Fall (mehr Oper als Musical). Damals stand am Timesquare eine Werbetafel, auf der die noch offenen Plätze und vergünstigten Preise für den jeweiligen Tag beworben wurden. Somit brauchte man nur ein paar hundert Meter zum jeweiligen Verkaufsstand laufen und sich Karten sichern.

Da wir kurz nach den Anschlägen in den USA waren, war der Ground Zero ein großes Loch. Um den Ground Zero standen die angebrannten Hochhäuser. Das ganze war irgendwie ziemlich einschüchternd.

Wall Street

Wall Street

Die Sicherheitsvorkehrungen waren damals recht extrem. Wir sind aber von den Amerikanern nett und offen empfangen worden. Trotz memorial day und der damaligen Weigerung von unserer Politikern sich an dem Krieg zu beteiligen, der kurz nach den Anschlägen eröffnet wurde.

Stock Exchange

Stock Exchange

Madame Tussauds ist in New York auch einen Besuch wert.

Fazit:

Ground Zero

Ground Zero

Wenn man vorher die Westküste der USA und Florida besucht hat ist dieser Urlaub nicht so spektakulär. Das hat auch damit zu tun, dass die Vegetation nördlich von New York weitgehend der unsrigen entspricht. Das Wetter auf der Tour war auch durchwachsen. Es handelt sich also abseits der Niagra Falls eher um eine Städtetour. Insofern war das von meinen bisherigen USA Urlauben der unspektakulärste. Trotzdem hat die Reise ihren Reiz.

Zu weiteren Reisebeiträgen geht es hier.

Mission Impossible Fallout [Film]

@ Paramount Pictures

Originaltitel:

Mission Impossible Fallout

Laufzeit:

148 Minuten (3D)

Jahr:

2018

Veröffentlichungsdatum:

02.08.2018

Regisseur:

Christopher McQuarie

Buchgrundlage:

Ursprünglich war Mission Impossible eine Fernsehserie – mir ist keine Buchgrundlage bekannt

Hauptdarsteller:

Tom Cruise, Rebecca Ferguson, Henry Cavill, Simon Pegg, Vanessa Kirby, Alec Baldwin, Sean Harris, Angela Bassett, Ving Rhames, Michelle Monaghan, Wes Bentley

Rezension und Inhalt:

Der aktuelle Mission Impossible (Teil 6) – ich musste wirklich nachschauen wie viele es jetzt schon gibt – läuft gerade im Kino.

Der Film könnte auch ein Bond Film sein. Die Eigenschaften passen 1:1 zu einem klassischen Bond Film. Ein drakonischer Bösewicht, High Tech Spielzeug, Sexy Girls und größenwahnsinnige Bestrebungen.

Die Grundstory lässt sich recht einfach zusammenfassen. Ein größenwahnsinniger aber genialer Typ ist der Meinung, dass er mithilfe von zwei Atombomben den Großteil der Weltbevölkerung vernichten muss. Sinngemäß: Wer etwas Neues erschaffen will, muss zuerst zerstören bzw. viel Leid erzeugen.

Hinter der recht simplen Grundstory wird die Story für einen Actionfilm stellenweise recht komplex und verstrickt sich teilweise in leichte Widersprüche.

Die Actionszenen sind teilweise recht haarsträubend. Irgendwann schaltet sich dann temporär doch das Gehirn ein und man denkt sich was für ein Schwachsinn aber weitgehend sind die Szenen gut gelungen. Das man zwischendurch so leichte Probleme mit den Szenen hat, liegt übrigens nicht daran, dass sie schlecht gemacht sind (ganz im Gegenteil), sondern einfach nur daran, dass sie teilweise extrem übertrieben sind.

Das man im Stile von Mission Impossible auch nie ganz genau weiß was gerade Realität und was vorgespielt ist (quasi der Film im Film) und auch nie so genau weiß wer gerade mit wem spielt, verleiht dem Film den notwendigen zusätzlichen Pepp.

Fazit:

Wer Filme im Stil von den klassischen Bond filmen mag, der ist hier genau richtig. Tom Cruise ist die Rolle wie auf den Leib geschneidert. Sexy Girls, Charme und ein Stund jagt den nächsten. Wirklich gutes Popkornkino. Zu viel nachdenken sollte man aber nicht. Aber wer macht das bei so einem Film? 🙂

Für mich ist der aktuelle Mission Impossible mehr Bond, als Bond es in letzter Zeit war und ich finde das gut.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

Thor Heyerdahl Reise 2012 + 2014 [Reisebericht]

Thor Heyerdahl, wer ist das denn?  Der Begriff ist mehrfach belegt. Thor Heyerdahl war ein Norwegischer Forscher und Abenteurer, der nachdem seine Theorien kaum jemand ernst genommen hat recht extreme Reisen unternommen hat um den Beweis anzutreten (Stichwort Kon Tiki – darüber wurde auch ein Film gedreht). Nach diesem Forscher wurde später das Schiff Thor Heyerdahl benannt.

Die Thor Heyerdahl war ursprünglich kein Segelschiff, sondern ein Arbeitsschiff und wurde nicht gerade im besten Zustand von Detlef Soitzek in recht jungen Jahren in einem ziemlich mitgenommenem Zustand erworben und komplett renoviert und umgebaut. Seitdem wird auf der Thor (so nennt die Crew die Thor Heyerdahl) das erlebnispädagogische Konzept gelebt (dazu später etwas mehr). Das ist im Prinzip ein vergleichbarer Ansatz, wie er z.B. auf Manager und Teambildungsseminaren auch oft genutzt wird. Bei Jugendlichen, die sich noch in der Persönlichkeitsfindung befinden, ist der Effekt dementsprechend größer.

Urlaub, Arbeiten oder wie?

Im Gegensatz zu Kreuzfahrtschiffen ist Anpacken auf der Thor Heyerdahl nicht nur erwünscht, sondern für jeden Mitreisenden auch Pflicht. Das hat aber den Vorteil, dass man erlebt was zum Segeln so alles dazu gehört. Das geht von der Knotenkunde über das Segel setzen, bis zum Kombüsendienst und zum reinigen der Toiletten und des Schiffes. Auf der Thor steht das erlebnispädagogische Konzept im Vordergrund – d.h. Wissen wird vermittelt und gleichzeitig soll das ganze Spaß machen. Die Übernahme von Verantwortung soll gefördert werden. Primär richtet sich das Konzept also an Jugendliche, für die auch die meisten Fahrten angeboten werden. Das Highlight ist sicherlich die Wintertour über den Atlantik in die Karibik und wieder zurück (Klassenzimmer unter Segel “KUS”). Bei dieser Tour findet der Schulunterricht, neben dem Schiffsbetrieb „unter Segeln“ statt.

Erste Eindrücke

Nun zurück zu meinen eigenen Eindrücken auf der Thor. Nachdem ich zu dem Schnuppertörn ca. eine Stunde vor Abfahrt eingetroffen bin, war ich der letzte Ankömmling. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wie sich später zeigte, gehörten fast alle anderen Teilnehmer zu einer Erwachsenenfortbildungsgruppe der katholischen Kirche. Nachdem wir angekommen waren, kamen wir in den kurzen Genuss einer Schiffsführung. Im groben war alles ungefähr wie ich es mir vorgestellt hatte, außer den Kabinen, Toiletten und Betten, die wirklich klein sind. Wenn man mal vorher ein altes Schiff besichtigt hat, dann kommt das dem Eindruck recht nahe was einen auf der Thor erwartet.

Der Ablauf

Anschließend gab es ein kleines Begrüßungsgetränk und alle mitreisenden wurden in Wachgruppen eingeteilt. Dieses Konzept wird auf den meisten Traditionssegelschiffen verfolgt. Die Idee ist, dass auf einem Schiff (speziell auf einem Segelschiff) rund um die Uhr jemand wach sein muss, der in eine Gefahrensituation reagieren oder zumindest die anderen Wecken kann. Der Wachdienst ist i.d.R. in 6 Einheiten pro Tag eingeteilt, jeweils 4 Stunden tagsüber und 4 Stunden nachts. Also startend von 12:00 Mittags bis 16:00. Dieselbe Gruppe, die diesen Dienst hat, ist auch für die Wache nachts zur selben Zeit zuständig. Die sogenannte „Hundewache“. Alle anderen Wachen funktionieren analog. Spätestens jetzt wird einem klar, Erholungsurlaub geht anders 😉

Leinen Los!

Nachdem das erledigt war und die Kabinen eingeteilt waren (ich war mit zwei anderen in einer 4er Kabine – es gibt aber auch 6er Kabinen – die 2er Kabinen werden i.d.R. von Crew Mitgliedern belegt und sind eh sehr rar), könnten wir aus dem Hafen Richtung Ostsee fahren (Ausgangspunkt war Kiel, der Heimathafen der Thor) – vorerst mit Motorkraft. Nachdem wir ein Stück vom Liegeplatz weg waren und somit etwas mehr Wasser um uns war, kam der Befehl vom Kapitän – „Segel Setzen“. Somit wurden unter Anleitung der „Stammcrew“ die ersten Segel gesetzt. Stammcrew ist etwas irreführend, da auf der Thor die Crew nur aus „Freiwilligen“ besteht und es somit keine feste Crew gibt. Für Jede Wachgruppe gibt es einen Erfahrenen Wachgruppenleiter, einen Stellvertreter (Copi) und zwei Deckshände, die noch nicht so viel Erfahrung haben. Die 4 beschäftigen sich somit bei den ersten Manövern damit, die Gäste von den gröbsten Dummheiten abzuhalten (und das ist durchaus wörtlich gemeint – es kann durchaus lebensgefährlich werden, wenn man falsch agiert – wenn auch vielleicht nicht für einen selbst, dann für andere).

Endlich segeln

Doch zurück zum Segelsetzen – spätestens jetzt kommt echtes Segelgefühl und der Spaß auf. Das Segelsetzen ist zwar echt harte Arbeit, bei der alle – im wahrsten Sinne – an einem Strang ziehen müssen. Anschließend wird man dann aber auch mit dem Einblick eines sehr schönen Schiffes belohnt, dass nun auch endlich ausschließlich mit der Kraft des Windes fährt. Direkt nach dem Segel setzen (ein „All Hands Manöver“ aller Wachgruppen), nimmt die erste Wachgruppe ihren Dienst auf und ist nun allein für den Fahrbetrieb zuständig. Das heißt jemand übernimmt das Ruder und den Ausguck auf dem Backdeck. Zusätzlich müssen beim Segelbetrieb natürlich immer die Segel im Auge behalten werden.

Während des Segelsetzens bin ich ganz nebenher in den Genuss gekommen, auf den Klüverbaum zu klettern (für die Landratten das ist vorne das Stück Holz mit dem Netz drunter, dort könnte ich Stunden verbringen!). Das ist Entspannung pur mit dem Meer unter sich – zumindest bei schönem Wetter. 😉

Stärkung nach getaner Arbeit

Für die nicht an der Wache teilnehmenden kommt nun die erste Ruhephase und um 19:00 das erste gemeinsame Essen (die aktive Wachgruppe muss immer versetzt essen). Auch hier wird klar – Urlaub auf einem Traditionssegler ist nichts für Kontaktscheue. Die Messe ist für knapp 50 Leute (Stammcrew + Gäste) genau passend. Man sitzt Rücken an Rücken und so eng, dass von der Combüsencrew bedient werden muss. Es wäre einfach nicht genug Platz, wenn jeder durch die Gegend rennen würde. Das Essen schmeckte übrigens sehr gut – wir hatten Glück, dass wir auf dieser Tour einen gelernten Koch dabei hatten (das ist die absolute Ausnahme – normalerweise machen das die Gäste mit etwas Unterstützung der Crew).

Nach dem Essen war wieder etwas Freizeit angesagt. Ich habe die Zeit genutzt um den Sonnenuntergang zu genießen. Danach war es erstaunlich lange hell. Nachdem wir nun etwas weiter draußen waren, ist es auch deutlich ruhiger um uns herum (keine anderen Schiffe).

Die erste Nacht

Erst um 22:00 kam leichte Hektik auf. Der Kapitän hatte entschieden, dass wir mit so einem Haufen Landratten nachts nicht unter Segeln fahren, sondern ankern. D.h. um ca. 22:00 durften in einem „All Hands Manöver“ (das bedeutet alle und zwar egal zu welcher Tages und Nachtzeit und ob man eigentlich Wache hat oder nicht oder längst im Bett liegt und pennt) noch mal alle ran um die Segel wieder einzuholen. Das einholen der Segel erfolgt übrigens schon teilweise mit Beleuchtung, was es für uns Frischlinge noch mal etwas schwieriger gemacht hat. Übrigens: Wer jetzt denkt dass das wesentlich weniger Arbeit ist, als das Segel setzen, der irrt. Da ich um 0:00 meine erste Wache hatte und noch nicht wirklich müde war, entschloss ich mich einfach wach zu bleiben. Vor meiner Wache habe ich einige interessante Gespräche mit einem Mitreisenden auf dem Backdeck geführt und den Sternenhimmel genossen, den man sogar mal besser sieht, wenn um einen rum alles leuchtet.

Die erste Wache

Meine Wache war relativ unspektakulär. Da es sich um eine Ankerwache handelte, musste nur die halbe Wachgruppe ran und dadurch auch nur für 2 Stunden. Bei einer Ankerwache fallen lediglich Routinetätigkeiten wie Temperaturmessungen, Wetterbeobachtungen, Positionsbestimmung, Prüfungen auf Undichtigkeiten usw an. Als ich somit um 2:00 in Bett klettere (meins war oben), ist der Tag auch lange genug gewesen.

Ausschlafen? Doch nicht auf der Thor

Am folgenden Tag zeigt sich nach dem Wecken um 7:00 das wir tolles Wetter haben. Beim Frühstück schaut der Kapitän vorbei und teilt uns mit, dass er möglichst schnell segeln möchte, um das tolle Wetter zu nutzen. Doch bevor wir zum Spaßteil übergehen können, steht zuerst die tägliche Schiffsreinigung an, bei der jeder (außer dem Kapitän und seinem Stellvertreter) mithelfen muss. Anschließend setzen wir wieder die Segel und erleben einen Tollen Segeltag mit genug Wind und tollem Wetter. Am Nachmittag besteht als Highlight noch die Möglichkeit in den Hauptmast zu klettern (mit Sicherung) und die Aussicht zu genießen, die ich natürlich nutze.

Der Abschluss

Der Tag klingt mit einer gemeinsamen Feier aus, nach der dann einige der Mitreisenden nicht mehr in der Lage waren, ihre Wache zu übernehmen. In der nach haben wir die Stellung somit mit verminderter „Gruppenstärke“ angetreten. Dafür allerdings unter einem wunderbar klaren Sternenhimmel in absoluter Ruhe. Nachdem ich dann nach der Wache in die Kabine komme, wird mir auch klar, wie es nach mehreren Wochen auf einem Segelschiff gerochen haben muss. Die Lüftung ist nachts aus, da der Stromgenerator nicht läuft und somit Strom gespart werden muss. Meine beiden Kabinengenossen haben kräftig mitgefeiert und so riecht es in der Kabine auch.

Am dritten Tag zeigt sich, dass der Törn viel zu kurz war und ich nun Lust auf mehr mehr Meer habe. Morgen hüpfe ich nach dem Wecken direkt aus dem Bett um mich wenigstens zu duschen bevor ich wieder an Land gehe. Duschen kann man mangels unendlicher Wasserressourcen (die Entsalzungsanlage wird eher für Trinkwasser benötigt)  auf einem Segelschiff nicht täglich, auch wenn sich einige Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts in den drei Törntagen nicht mit der Regelung anfreunden konnten. Ich habe zumindest Glück und eine Dusche ist direkt nach dem Aufstehen noch frei. Puh!

Das Highlight am dritten Tag ist das Anlegemanöver im Hafen, das auch nicht so einfach ist, wenn man es zum ersten Mal in Angriff nimmt!

Der Weg zurück

Auf der Fahrt zurück mit der Bahn zeigt sich mal wieder, wie die Bahn den Ruf nicht pünktlich zu sein, erlangt hat. Zum Glück brauchte ich keinen Anschlusszug. Weiterhin fielen aufgrund des extremen Außentemperaturen von maximal 27 °C! gleich mehrere Klimaanlagen aus, weshalb wir mehrfach länger Stoppen mussten, damit die Fahrgäste in andere Wagons gebracht werden konnten. Da hatte ich ja Glück, dass die Klimaanlage im meinem Wagen schon vorher defekt war und ich gleich erste Klasse reisen konnte (wobei der Unterschied auch nicht so riesig war).

Im Zug benutzte ich auf der Rückfahrt die Behindertentoilette und dachte mir nur wie verschwenderisch groß hier doch alles ist. Da zeigt sich mal wie schnell man sich an die Enge gewöhnt. Was mir am Abend allein in meinem Zimmer auch auffällt – auch wenn einem das Gewusel um einen rum und das man keine Privatsphäre hat nach einer Zeit sicher auf den Keks geht – es fehlt einfach das Gewusel um einen rum. Das ist ein wenig Vergleichbar wie mit einem New York Aufenthalt. Es ist alles laut schrill und bunt aber wenn man zu Hause ist, dann ist es irgendwie zu ruhig.

Die zweite Tour

Die zweite Tour ist vergleichbar mit der ersten verlaufen. Im Gegensatz zur ersten Tour hatten wir einen Tag mehr Zeit und sind in Dänemark angelandet. Innerhalb von zwei oder drei Tragen ist der Aktionsradius halt nicht so riesig, vor allem wenn man nachts nicht fährt.

Auf Nachtfahrten wird bei erwachsenen Gästen aber i.d.R. verzichtet, damit man etwas mehr Schlaf bekommt und für zwei oder drei Tage macht es eh keinen großen Unterschied.

Bei der zweiten Tour waren sehr viele Kleingruppen dabei. D.h. meistens 2-4 Personen. Dementsprechend sind die Gruppen etwas mehr untereinander geblieben. Man arbeitet zwar auf der Thor beim Segeln / in der Kombüse immer eng zusammen (das geht überhaupt nicht anders) aber in der Freizeit ist das halt kein Zwang.

Generell herrscht auf der Thor aber ein recht enger Umgang miteinander. Man braucht sich nach meiner Erfahrung z.B. überhaupt keine Gedanken darüber machen, ob irgendwas geklaut wird. Das passiert einfach nicht. Auch wenn alles frei zugänglich für jeden ist.

Details waren beim zweiten Törn unterschiedlich – das hängt jeweils vom Kapitän ab. Mal werden die Kabinen zugeteilt, mal sucht man sich selbst eine aus. Mal fährt man 3 Wachen, mal 4 Wachen (was sich in anderen bzw. kürzeren bzw. längeren Wachzeiten, der Häufigkeit und der Besetzung des Kombüsendienstes usw. äußert). Mal hat man für den ganzen Tag Kombüsendienst, mal wird nach jeder Mahlzeit gewechselt (Mittags ist der Aufwand am größten). Mal muss man jeden Tag das Schiff reinigen und mal nicht. Der Kapitän ist der Chef.

Bei der zweiten Tour hatten wir eine Fotosafari um die Thor, bei der wir mit dem Schlauchbot um die Thor gefahren sind und Fotos gemacht haben. Das passiert aber nicht auf jedem Törn.

Weiterhin hatten wir ein Mann über Bord Manöver (Übung) mit plötzlich einsetzendem Regen. Das hat schnell gezeigt wie wichtig erfahrene Wachführer sind und wie schnell eine Situation gefährlich werden kann. Damit ist eine Crew ohne Erfahrung dann wirklich schnell überfordert und viel Zeit zum Reagieren hat man nicht. Die Ostsee ist verdammt kalt und mit unserer Reaktionszeit war der Gerettete schon in einer kritischen Lage.

Je nach Wachgruppe ist man bei den All Hands Manövern für einen Masten zuständig. Bei der ersten Tour war das der vordere Mast und bei der zweiten Tour der mittlere Mast.

Kombüsendienst

Allein das Arbeiten in der Kombüse (engster Raum mit 4 oder 5 Leuten fast den ganzen Tag) ist für einige zu viel. Neben dem reinen Zubereiten der Mahlzeiten gehört sowohl das Planen (was wird gekocht, was benötige ich dafür und in welchen Mengen), das Beschaffen (kühl und Gefrierräume), als auch das Tischdecken und Spülen dazu. Und für 50 Leute ist das nicht mal eben so gemacht, wenn diverse Leute zu Hause überhaupt nicht kochen und man keine Spülmaschine und eine Kochstelle hat, die auch nicht viel größer als zu Hause ist.

Glücklicherweise befinden sich in der Kombüse diverse Vorschläge für Gerichte und die dafür benötigten Mengen von Zutaten.

Wenn man dann noch 30°C Außentemperatur oder starken Seegang hat (also alle Schotten zu sind, und dann auch noch alles schaukelt), dann kann der Kombüsendienst eine echte Herausforderung werden. Nicht umsonst darf man abends duschen, wenn man Kombüsendienst hatte. Täglich duschen ist übrigens kein Luxus den man auf der Thor hat (das hatte ich ja oben schon erwähnt). Das ist sowohl eine Zeit als auch eine Ressourcenfrage.

Die Kosten

Wenn man als Gast mitfährt und erwachsen ist, dann ist der Preis sicherlich relativ hoch. Wir hatten bei der zweiten Tour Leute dabei, die den Vergleich zu einer alles inklusive Tour aus Mallorca gezogen haben. Speziell vom Kombüsendienst waren die beiden überhaupt nicht angetan. Auf der zweiten Tour hat der eine Tag Kombüsendienst in Kombination mit dem Gewusel schon ausgereicht um bei einigen die Nerven blank zu legen. Klar braucht man sowas in einem alles inklusive Urlaub nicht machen aber wenn man eine Reise auf der Thor bucht, sollte man sich auf der Homepage vorher informieren worauf man sich einlässt.

Für Schüler und Studenten, die als Stammcrew mitfahren ist die Thor aber quasi perfekt, weil nahezu kostenlos. Arbeit gegen Unterkunft heißt dann das Konzept.

Und sonst so

Die Thor hat nur das Steuerrad auf dem Deck. Das heißt da steht bei jedem Wetter jemand wenn die Thor fährt und zu jeder Tageszeit. D.h. auch bei Windstärke 10 und Regen und die Temperatur spielt auch keine Rolle!

Auf den kurztouren ist das nicht so streng aber man sollte sich schon klar machen, dass man die richtigen Klamotten haben sollte. Die meiste Standardkleidung ist für Salzwasser nicht gemacht und die meisten Regenklamotten sind nicht dauerhaft dicht.

Wenn man Wache hat, dann hat man Wache – egal ob es Schifft wie aus Eimern, schneit oder sie Sonne brennt.

Speziell nachts kann es auch sehr frisch werden. Wobei man durch die Kontrollgänge auch immer mal wieder rein kommt und sich etwas aufwärmen kann.

Bei der zweiten Tour hat sich auch gezeigt wie seltsam der deutsche Amtsschimmel teilweise tickt und wie stark sich Theorie und Praxis unterschieden können. Die Vorschriften für Tradtitionssegelschiffe werden immer strenger. Da diese Schiffe aber i.d.R. von Vereinen betrieben werden, stehen oft nur sehr begrenzte Geldmittel zur Verfügung und diese reichen meist nicht um den ständig schärfer werdenden Vorschriften zu entsprechen.

Eine Regel ist z.B. dass Berufsnautiker an Bord sein müssen (man kann auch über einen nicht beruflichen Weg das notwendige Wissen erwerben und die entsprechenden Scheine machen aber das reicht nicht mehr). Der gelernte Nautiker hatte aber leider überhaupt keine Ahnung wie der Segelbetrieb funktioniert und wie die Segel zu bedienen sind und deren Auswirkungen untereinander. Mit anderen Worten der staatlich verordnete Nautiker war als Wachführer eingeteilt und hatte 0 Plan wie er das machen sollte und hätte sogar alle gefährdet wenn wir nicht ein paar Thor Veteranen in der Gruppe gehabt hätten, die wussten was sie tun.

Werftzeit

Zwischenzeitlich auch eine Werftzeit mitgemacht Die Werftzeiten finden zweimal im Jahr statt und zwar vor und nach dem KUS Törn (siehe oben). Die Werftzeiten dauern i.d.R. 1-2 Wochen. Bei den Werftzeiten sind grob 50 Freiwillige (mal mehr mal weniger) anwesend und helfen beim Instandsetzen und Erhalten des Schiffes. Jedem ist es selbst überlassen wie viele Tage er bei der Werftzeit verbringt. Der Frauenanteil ist übrigens sehr hoch – sowohl bei den Werftzeiten als auch in der Crew – i.d.R. mehr als 50%.

Der Kenntnisstand ist dabei sehr unterschiedlich und die Fähigkeiten der einzelnen Personen auch. Am Anfang der Werftzeit sucht man sich dabei ein Team aus. Zum Beispiel ist eine Gruppe für das Rig zuständig, klettert also viel. Das habe ich mir bei meiner Werftzeit zur Aufgabe gemacht. So konnte man Arbeit und Vergnügen etwas miteinander verbinden. Wobei der Anteil des Vergnügens in der Werftzeit eindeutig geringer ist. 😉

Eine andere Gruppe ist für Malerarbeiten zuständig usw.

Die Werftzeit ist interessant aber auch ziemlich anstrengend. Viele kleinere Blessuren und geschrottete Klamotten gehören auch dazu. Wenn man so eng mit 50 Leuten zusammen hängt, dann gibt es neben viel Spaß auch immer etwas Streit. Zumal einzelne immer der Meinung sind, andere rumkommandieren zu müssen.

Von der Werftzeit habe ich übrigens keine Fotos gemacht, weil wir direkt neben den U-Booten der Bundeswehr lagen (Stichwort Geheimhaltung).

Fazit:

Eine Reise auf der Thor (ich sage bewusst nicht Urlaub) ist definitiv ein Erlebnis. Optimal ist das für Studenten, die irgendwann ein Semester Pause einlegen oder die Semesterferien für eine Reise auf der Thor nutzen. Der Vorteil ist bei dieser Variante, dass ausnahmsweise mal wenig Geld + viel Zeit in der Kombination auch mit Urlaub und Reisen funktioniert.

Im Berufsleben ist es schon deutlich schwieriger die Thor und den Urlaub unter einen Hut zu bringen, wenn man nicht seinen kompletten Urlaub auf der Thor verbringen möchte (zumindest als Stammcrew).

Als Kind habe ich ein derartiges Segelschulschiff mal auf Sylt gesehen und war total begeistert. Damals hatten meine Eltern aber nicht die finanziellen Mittel mir etwas derartiges zu ermöglichen. Auf die Thor Heyerdahl bin ich dann leider erst nach meinem Studium aufmerksam geworden. D.h. die Zeit in der ich die Thor gut hätte in mein Leben integrieren können war leider schon vorbei.

Nachdem ich jetzt zweit Törns, einen Bootsführerschein und eine Werftzeit gemacht habe weiß ich aktuell noch nicht so genau wann und ob ich wieder auf der Thor bin. Für mehr Engangement fehlt einfach die Zeit. Nur ein wenig engagieren funktioniert nicht wirklich. Davon mal abgesehen kommt man mit der Thor auch nur weiter weg, wenn man mindestens zwei oder drei Wochen investiert.

Zu weiteren Reisebeiträgen geht es hier.

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